Kein Fluch der Karibik
Mexiko, Kuba und die kleinen Antillen
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Bei der Anreise nach Mexico City zahlte es sich aus, dass wir uns per Smartphone und Laptop unser eigenes Unterhaltungsprogramm mitgenommen hatten, denn Condor bot immerhin zwei(!) Filme im offenen Entertainmentprogramm an: „Garfield“ (von 2004) und „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes (Teil1)“ – und damit auch noch den vermutlich schwächsten Part der Serie.
Mal wieder liefen uns eine Menge netter Tier vor die Linse – so wie dieser Schwarzleguan, der sich in Uxmal für uns in Pose setzte.
Auf dem Flughafen in Mexiko konnte ich (auch für mich selbst überraschend) mit meinen Sprachkenntnissen auftrumpfen und die Fragen der freundlichen Dame, die mir das Visum ausstellte, sogar auf Spanisch beantworten.[1][1] Dafür musste ich leider lügen. Weil mir die Zahl „Neun“ gerade nicht einfiel, gab ich an, dass wir zehn Tage in Mexiko bleiben würden. Ich dachte, lieber einen zu viel als zu wenig. Das interessierte die Grenzbeamtin aber sowieso nicht, da das normale Touristenvisum 180 Tage gültig war. Unser Fahrer war noch nicht da, was natürlich nicht gerade ein entspannendes Gefühl vermittelt, wenn man fast 10.000 km von zu Hause entfernt in einem fremden Land strandet. Als er kam, machte erauch weiterhin keine gute Figur und spielte ohne Entschuldigung mit seinem Smartphone herum.
23. Juni (Freitag)
Das Frühstück war reichhaltig und wir hätten sogar noch deutlich mehr bekommen können, da die Kellner den Tisch noch während unseres gemütlichen Austrinkens neu eindeckten und uns dann gleich eine zweite Mahlzeit andrehen wollten.
Anschließend wurden wir von Magdalena, die einerseits mit gutem Deutsch und andererseits mit hervorragenden Kenntnissen über Land, Leute und Geschichte glänzte, abgeholt. Zunächst führte sie uns zu Fuß durch die Innenstadt und den Zócalo, das historische Zentrum der Stadt. Aufgrund unserer vielen Fragen und der Auskunftsfreude von Magdalena überzogen wir den Zeitplan mal wieder deutlich.
Im 14. Jahrhundert wurde genau hier von den Azteken auf einer Insel mitten in einer großen Seen- und Sumpflandschaft der Grundstein für Mexico City gelegt.[2][2] Klingt das nicht nach einem idealen Ort für eine moderne Großstadt? Die Gründungsväter hatten die Wassersituation noch gut im Griff, aber als die Stadt unter den Spaniern wuchs, wurde immer mehr Gelände trockengelegt, sodass das Wasser mittlerweile aus Tiefbrunnen an die Oberfläche befördert werden muss.
Im Fresko „Geschichte Mexikos“ im Palacio Nacional stellt Diego Riveras die Vergangenheit des Landes dar.
Während wir noch versuchten, möglichst viele Informationen aufzusaugen, landete unser Fahrer den nächsten Coup: Er brachte tatsächlich das Kunststück fertig und ließ sich das Auto abschleppen. Wir ließen uns davon nicht verdrießen und uns stattdessen von Magdalena zum Mittagessen in eine Art Schnellimbiss entführen. Zur Auswahl gab es genau sechs verschiedene Arten von Tortillas, die einem liebevoll auf den in eine Plastiktüte verpackten Plastikteller geklatscht wurden. Das Innere des Etablissements war anheimelnd gekachelt und nicht so sauber, wie wir es gerne gehabt hätten.
Zu Taufe und Kommunion waren viele Kinder festlich gekleidet.
Den Rest des Tages besuchten wir das umfangreiche Museo Nacional de Antropología[3][3] Anthropologische Museum.. Obwohl wir Teile ausließen, die uns nicht so interessant erschienen, verbrachten wir doch gut drei Stunden vor Ort und genossen die Ausführungen von Magdalena.
24. Juni (Samstag)
Zunächst besuchten wir die Basilica de Nuestra Señora Guadalupe[4][4] Basilika der Jungfrau von Guadalupe Hidalgo., angeblich mit 20 Millionen Pilgern der größte Wallfahrtsort der Welt.[5][5] Vgl. http://www.kath.net/news/15292 Heute standen vor allem viele Taufen und Kommunionen mit festlich herausgeputzten Kindern auf dem Programm. Nicht immer schien es dabei, als kämen die langen Schlangen dabei vorwärts.
Kurz vor den Toren der rund 20 Millionen Einwohner zählenden Metropolregion liegt Teotihuacán.[6][6] Die Azteken haben die Stadt so benannt. Es heißt: „Wo man zu einem Gott wird.“ Schon im sechsten Jahrhundert vor Christus wurde das Gebiet permanent besiedelt und im sechsten Jahrhundert nach Christus lebten hier schätzungsweise 200.000 Menschen.
Der „Kopf der gefiederten Schlange“, dessen Nachbildung wir auch schon am Tag vorher im Museum gesehen hatten, war ein wiederkehrendes Motiv in Teotihuacán.
Dirk gönnte sich aufgrund seines Magens eine Auszeit, aber Sigrid und ich bestiegen tapfer jede Pyramide, die sich uns in den Weg stellte. Dabei muss man bedenken, dass wir uns immerhin 2300 m über Meereshöhe befanden. Belohnt wurden wir durch viele schöne Aussichten, viele Informationen von Magdalena, die dafür Überstunden schieben musste, weil wir natürlich wieder deutlich ausführlicher nachfragten. Sie bestätigte uns auch, dass es Gruppen aus 30 Personen gibt, die weniger Fragen stellten als wir drei.
Als wir das Gelände verließen, war die Uhr schon deutlich in den Nachmittag vorgerückt, aber aufgrund des interessanten Programms, das uns die ganze Zeit beschäftigt hatte, war bisher kein Hunger aufgekommen.
Von einer Tropenspottdrossel lassen wir uns nicht verhöhnen.
Am Abend setzten wir uns ins Flugzeug und flogen auf die Halbinsel Yucatan nach Mérida, wo wir uns erneut den alten Bewohnern Mittelamerikas widmeten.
25. Juni (Sonntag)
Uxmal war eine wichtige Stadt der Maya und wurde von ihnen wohl gegen 700 nach Christus besiedelt. Es gibt zwar einige Quellen mit präzisen Angaben zur Datierung, diese widersprechen sich allerdings.
Die einzelnen Gebäude wurden öfters überbaut oder ausgebaut. Alleine die Pyramide des Zaubers wurde in mindestens fünf unterschiedlichen Bauphasen errichtet.
Einige Gebäude sind mittlerweile sehr schön wieder aufgebaut, sodass sie einen guten Überblick über das Aussehen der damaligen Stadt liefern und fotogen aussehen. Trotzdem mussten sich die Bauten dann doch den vielen Leguanen geschlagen geben, die uns mit immer neuen Posen zu viel zu vielen Bildern reizten. Schade ist, dass ich die meisten Ausführungen, die unser erfreulich gesprächiger Fahrer und GuideRussel auf Englisch von sich gab, schon wieder vergessen habe.[9][9] So ist das, wenn man langsam alt wird.
Nur 20 km entfernt befindet sich die nächste und nach Uxmal zweitwichtigste Ruinenstadt der Region: Kabah. Hier waren es zunächst die Schmetterlinge, denen wir auflauerten, bis wir uns dann die Gebäude, bzw. das, was von ihnen übrig war, ansehen konnten.[10][10] Da unsere Reisegruppe nur aus drei Leuten bestand, konnten wir selbst bestimmen, wie lange wir an welchem Ort verweilten, sodass wir keine Sorgen haben mussten, dass wir irgendetwas Wichtiges verpassen würden, nur weil wir den Tieren hinterher jagten.
Fast wie Basketball: Wer den Ball durch den Ring beförderte, der gewann das Spiel. Zur „Belohnung" wurde er dann den Göttern geopfert.
26. Juni (Montag)
Noch bedeutender ist die Stätte von Chichén Itza, von Dirk im hungrigen Zustand auch „Chicken Itza“ genannt, die im Internet zu einem der sieben neuen Weltwunder gewählt wurde.[11][11] Vgl. http://www.weltwunder-online.de/neuzeit/chichen-itza.htm. Auch hier lebten bereits vor 2000 Jahren sesshafte Leute, aber ihre Blütezeit erlebte die Stadt erst nach dem Niedergang von Teotihuacán. Mal wieder war das Wetter heiß und schwül und die Besichtigung anstrengend, obwohl wir diesmal gar keine Pyramiden besteigen mussten bzw. durften. Die Anlage war äußerst imposant und bot trotz der Besichtigungen der vorangegangenen Tage wieder neue Einblicke, übrigens auch in das, was die Touristen hier anscheinend gerne kaufen. Hoch im Kurs schienen unter Anderem bemalte Predators (aus dem gleichnamigen Film mit Arnold Schwarzenegger von 1987) und Jesus beim letzten Abendmahl zu sein. Das waren genau die Motive, die ich als letztes hier erwartet hätte.
Die Halbinsel Yukatán[12][12] Die Spanier fragten bei ihrer Ankunft die Maya, wie ihr Land heiße, und die antworteten mit „Yuk ak katán“, was so viel bedeutet wie: „Ich verstehe deine Sprache nicht.“ ist sehr flach und besitzt überraschenderweise keine Flüsse, die allerdings für eine zuverlässige Versorgung der Bevölkerung mit frischen Wasser nahezu unerlässlich sind.
Wir erfrischten uns tief unten in der Cenote „Ik Kil“. Die Steilwände über uns waren ca. 20 Meter hoch und das Wasser unter uns gut 50 Meter tief.
27.6. (Dienstag)
Am vorigen Abend waren wir in unsere neue Behausung gezogen. Es war nicht einfach ein Hotel,
Auch Waschbären (siehe Bild) und Nasenbären tummelten sich auf dem Gelände.
Da es jede Menge Unternehmungsmöglichkeiten bot, ist leicht einzusehen, dass man eigentlich gar nicht mehr vor die Tür zu gehen braucht. Gleichzeitig war es auch sehr anstrengend, da man dauernd auf der Hut sein, dass man auch keine Aktivität verpasst und keinen Cocktail unprobiert lässt.
Wollen wir Tiere füttern mit einem Ranger[14][14] Ich vermute, der Ranger hätte es überlebt. oder im Tümpel hinter der Rezeption schnorcheln? Wollen wir in der sengenden Sonne Fußball spielen oder ein Survivaltraining absolvieren?
Angeblich gibt es an allen Stränden dieser Erde zusammen ungefähr so viele Sandkörner wie Sterne im Universum (vgl. Science Busters: „Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln“).
In den letzten Tagen hatten wir bei hoher Luftfeuchtigkeit und Temperaturen über 30° C ein großes Pensum hinter uns gebracht, sodass keiner von uns „Nein!“ zu ein wenig Entspannung sagte. Auf Dauer wären wir sicherlich kribbelig geworden, aber wir waren nur wenige Tage hier und konnten danach auf Kuba wieder richtig durchstarten, wo wir eine deutlich weniger feudale Unterkunft hatten.
Sigrid und mich zog es am Nachmittag zum Stand, um den Ausblick zu genießen und ein paar Fotos zu machen. Dabei wirkte es sicherlich leicht seltsam, als wir mit unseren Kameras und dem dicken Tele bis 400 mm Brennweite[15][15] Die Länge beträgt ausgefahren knapp 30 cm. knipsten, während schräg vor uns eine Dame ihr Bikini-Oberteil wechselte. In manchen arabischen Ländern wären wir dafür wohl geköpft worden.
Zwischendurch vergnügten wir uns mit weitgehend alkoholfreien Cocktails, aber wir sahen in diesen Tagen auch Leute, die sich schon am Morgen ihre Thermoskanne mit Eiswasser und viel zu viel Wodka füllten – und das auch noch bei der Hitze. Ich glaube, da hätte ich nicht bis zur Abendshow durchgehalten, die nach Sonnenuntergang am Strand stattfand. Der Ort passt gut, weil sie tatsächlich ein Schlag ins Wasser war.
Natürlich vernachlässigen wir beim Fotografieren auch nicht die Schmetterlinge.
28.6. (Mittwoch)
Von Deutschland aus hatten wir bei Aledia Tours unseren Wunsch nach einem Ausflug bekundet, aber die waren so organisiert, dass daraus nichts geworden wäre, wenn wir nicht nachgeforscht hätten. Unsere Anfragen bezüglich Uhrzeit, was man mitbringen muss und anderer Dinge wurden nicht immer vollständig beantwortet, dafür aber mit vielen Ausschweifungen und per Sprachnachricht über WhatsApp. Wenn man dann noch mal nachschauen wollte, zu welcher Uhrzeit man abgeholt wird, musste man die ganze Nachricht erneut hören! Insgesamt waren es über 20 Minuten Gelaber mit erschreckend wenig Inhalt. Fünf Zeilen Mail wären uns viel lieber gewesen.
Beim Walhai-Schwimmen (offiziell ist es eine Beobachtungstour) gelten strenge Auflagen. Von jedem Boot dürfen immer nur zwei Touristen gleichzeitig im Wasser sein. Sind zwei Boote und ein Walhai vorhanden, dann müssen sich die Boote abwechseln, kommen noch mehr Schiffe auf einen Wasserbewohner, dann darf niemand mehr ins Wasser. Da es sehr voll werden kann, startete unsere Tour besonders früh. So wollten wir noch vor allen anderen bei den Tieren sein und gemütlich schnorcheln können. So weit die Theorie.
Auf dem Weg zum Hafen mussten wir noch an einer Tankstelle halten, weil Simone, die uns begleitende Dame von Aledia Tours, noch Speicherkarten für die Kamera kaufen musste. Sie begleitete uns die ganze Zeit und übersetzte den Kapitän und den Guide, deren Worte mir oft spanisch vorkamen. Ansonsten schien sie in dem kleinen Boot wenig Aufgaben zu haben und beließ es auch dabei. Stattdessen schnorchelte sie auch zusammen mit ihrer Frau als eine der Gruppen, was natürlich von unserer Zeit im Wasser abging.
Auch wenn die landläufige Vorstellung den Hai als blutrünstige Killermaschine sieht, so lauerte die Gefahr in diesem Urlaub ganz woanders: Es werden nur durchschnittlich zehn Leute jährlich von Haien getötet, herabfallende Kokosnüsse sorgen dagegen für rund 150 Tote pro Jahr.
Wir machten uns auf die Suche nach den Meeresbewohnern, was zunächst nicht von Erfolg gekrönt war. Als wir sie schließlich doch gefunden hatten, tummelten sich dort schon 35 Boote, die um vier oder fünf Stellen im Wasser kreisten: Es war also eine handvoll Walhaie anwesend. Noch schlimmer daran: Vom Boot aus konnte man – außer mal einen Schatten – eigentlich so gut wie gar nichts von den Fischen sehen. Glücklicherweise durften wir trotz des Andrangs ins Wasser und wechselten uns mit den anderen fünf bis acht Booten ab, die um den gleichen Hai kreisten. In fünf Gruppen ging es dann zweimal für je drei bis fünf Minuten[16][16] Es lässt sich leicht ausrechnen, dass wir die allermeiste Zeit dabei warten mussten. ins kühle Nass, um das Monster unter sich vorbeigleiten oder von sich weg schwimmen zu sehen.
Walhaie werden können über 10 Meter lang werden und sind die größten Fische, die heute noch leben.[17][17] Ja, der deutlich größere Blauwal ist ein Säugetier. Obwohl sie mehrere tausend(!) Zähne besitzen, sind sie für den Menschen ungefährlich, da sie das Wasser nach kleinen Fischen und Plankton filtern. Trotzdem würde es dir vermutlich weh tun, wenn sich ein 12-Tonnen-schwerer Walhai auf deinem Fuß stellt.
Anschließend kümmerten wir uns auf unsere Anregung hin noch um ein paar Mantarochen und schnorchelten bei denen herum. Dort mussten wir nicht anstehen, weil die wohl für die anderen Touristen zu uninteressant waren, und konnten auch alle gleichzeitig ins Wasser – zumindest die, die daran noch Interesse hatten. Mir hat dieser letzte Tauchgang am meisten Spaß gemacht.
Auf dem Rückweg, auf dem wir die Schwimmwesten, die auf dem Hinweg gesetzlich vorgeschrieben waren, nicht mehr tragen mussten,[18][18] Die Bestimmungen schienen an Bord sowieso flexibel gehandhabt zu werden. machten wir kurz an der vorgelagerten Insel Isla Mujeres Halt, wo wir für eine viertel Stunde vor Anker gingen, kurz am Strand ins Wasser sprangen und Krabbensalat essen konnten. Wozu dieser Stopp eigentlich wirklich da war, konnten wir nicht erschließen. Den hätten wir uns auch sparen können.
Darf man so eine Schnorcheltour mit einer Safari vergleichen? Falls ja, dann fällt das Ergebnis eindeutig aus. Wenn ich mit der Kamera auf Großwildjagd bin, dann kann ich jederzeit ein Tier (oder viele) finden und auch vernünftige Fotos anfertigen.[19][19] Ja, ich weiß, es ist ja meine Schuld, dass ich keine Unterwasserkamera dabei hatte. Am wichtigsten aber: Ich kann sie dann lange Zeit (nicht nur drei Minuten am Stück) beobachten und mich an ihnen erfreuen. Alles in allem war es eine schöne Tour mit viel zu viel Sonne und dafür zu wenigen Tieren. Ein Hai-Light[20][20] Entschuldigung, den Kalauer konnte ich mir nicht verkneifen. war es aber nicht.
Dafür genossen wir dann noch am Nachmittag den Strand und das harte Leben (siehe voriger Tag).
29.6. (Donnerstag)
Heute klingelte der Wecker besonders früh, nämlich um 3.15 Uhr. Wir packten unsere Sachen und mussten dann das nette Resort wieder verlassen, weil wir nach Kuba aufbrachen.
Auf Kuba greift die Marktwirtschaft langsam um sich.
Um nach Kuba einreisen zu dürfen, benötigt man unbedingt eine Bescheinigung der Krankenkasse, dass man krankenversichert ist. Die hatten wir alle artig dabei, aber dann wollte sie niemand sehen. Außerdem muss man ein Touristenvisum haben. Dabei sind sie pingeliger. Dirk musste sogar ein zweites bezahlen, weil er auf seinem etwas durchgestrichen hatte, und der Beamte in Mexiko ihn deshalb nicht damit losfliegen ließ. Vielleicht bekommt der Provision für jedes verkaufte Visum? Überraschenderweise wurden wir auch nach der Landung noch mal durchleuchtet und gefilzt, wie es sonst nur vor dem Abflug an der Sicherheitskontrolle geschieht.
Die größte Insel der Karibik erstreckt sich von Ost nach West über 1250 km[22][22] Die längste Entfernung innerhalb Deutschlands beläuft sich auf rund 900 km.. Kubas Wirtschaft ist vor allem durch das Handelsembargo der USA geprägt, das nach den Enteignungen im Anschluss an die kubanische Revolution von 1959 in Kraft getreten ist. Es gilt noch heute, ist allerdings mittlerweile ein wenig gelockert worden. Damals hat Fidel Castro den Kommunismus auf der Insel verankert. Auch wenn sich das Land im Umbruch befindet, so sind die alten Idole und Parolen noch präsent. An etlichen Häusern sieht man Bilder von Che oder Fiedel und liest Aufschriften wie „Libertad o muerte“[23][23] Zu deutsch: Freiheit oder Tod..
In Kuba ist Musik drin! Das klingt wie ein Vorurteil, aber irgendwie hat es sich bestätigt. In der Stadt tönt aus vielen Cafés Live-Musik und besonders abends ist die Innenstadt erfüllt von den vielen Gruppen, die ihre Kunst zum Besten geben – und das teilweise richtig gut.
Mit 90 Jahren noch auf der Bühne rocken? Natürlich!
Seit dem Film von Wim Wenders besonders bekannt ist der Buena Vista Social Club, dessen Darbietung wir uns heute Abend zu Gemüte führten. Gut 30 teilweise international mehrfach ausgezeichnete Musiker im Alter bis zu 90 Jahre erfreuten uns mit kubanischer Musik und guter Stimmung. Vorweg gab es ein schmackhaftes Fünf-Gänge-Menü, das die Veranstaltung zu einer runden Sache werden ließ.
Von der „Buena Vista“, der guten Aussicht, war in unserem Hotelzimmer dagegen nichts zu sehen, gab es doch nicht mal ein winziges Fenster. Dazu kam eine Toilette, die sich nur alle viertel Stunde spülen ließ. Das wirft doch bei drei Personen einige Probleme auf. Dafür gab sich das Zimmermädchen besonders viel Mühe, formte Herzen und Schwäne aus den Handtüchern und schrieb uns eine liebe persönliche Nachricht in krakeliger Schrift mit selbstgemaltem Bild. Klar, dass dann auch das Trinkgeld höher ausfällt. Unabhängig davon stellt sich aber die Frage, ob denn eigentlich niemand in Hotels bis drei zählen kann. Ich glaube, wir hatten im ganzen Urlaub genau ein Zimmer, in dem wirklich alle relevanten Gegenstände (Handtücher, Waschlappen...) in einer durch drei teilbaren Anzahl vorlagen. Meist mussten wir irgendetwas nachbestellen, manchmal war aber auch zu viel vorhanden.
30.6. (Freitag)
Seit 1959 durften keine privaten Autos nach Kuba importiert werden. Aus diesem Grund ist Kuba für seine riesige Anzahl von Oldtimern bekannt. Seit 2011 wurde der Autohandel zwar liberalisiert, aber durch das noch bestehende Importmonopol des Staates sind neue Wagen immer noch extrem teuer. Die Kubaner haben aus der Not eine Tugend gemacht und werben nun damit, dass man dort in Oldtimern durch die Gegend gefahren wird.
Auf unserem Ausflug in Tal von Viñales hätten wir trotzdem lieber ein modernes Auto mit Sicherheitsgurten und Klimaanlage gehabt, aber wir waren schon froh, dass es kein Cabrio war, denn dann hätte uns die Sonne wohl gegrillt. Die Fahrt war sehr bequem und im Verlauf stellte sich dann heraus, dass unser 56 Jahre[24][24] Das war das Alter, das die Dame, die uns an diesem Tag betreute, angab. Nachrechnen ergibt allerdings, dass es dann aus dem Jahre 1961 sein müsste. Dieser Widerspruch lässt sich nun aber nicht mehr klären. altes Gefährt sogar eine nachträglich eingebaute funktionierende Klimaanlage besaß. Der Import von Autoteilen schien also erlaubt zu sein.
Angeblich gibt es auf Kuba so etwas wie einen TÜV, der die Verkehrssicherheit der Autos überprüft. Manche Autos sahen aber so aus,
Manche Oldtimer sehen wirklich elegant aus, ...
Nach einer zweistündigen Fahrt erreichten wir Pinar del Rio, wo wir zunächst eine Zigarrenfabrik besichtigten. Rund 50 Arbeiterinnen und Arbeiter stellten dort an ihrem Arbeitsplatz in kompletter Handarbeit aus Tabakblättern Zigarren her. Dabei betreute jeder sein Werk von Anfang bis Ende, es gab also keine Fließbandproduktion.
Anders war es in der kurz darauf folgenden Likör-Fabrik, in der uns vor allem die Abfüllanlage faszinierte. Diese war schon vom Hygiene-Standard etwas fragwürdig, dafür aber unwahrscheinlich ineffektiv. Angeblich füllten die gut zehn Personen pro Tag rund 320 Flaschen ab, was etwa 40 Flaschen pro Stunde entspricht. Ich glaube, das hätte ich auch alleine und ohne Anlage geschafft.
... andere dagegen eher nicht.
Wir genossen die Tour über die Insel und durch das malerische Viñales-Tal zur Cueva del Indio, eine Karsthöhle, in der man mit einem Boot herumgefahren wird. Die Strecke ist allerdings nicht besonders lang und die Boote haben auch nur genügend Platz, weil ein Bach künstlich aufgestaut wird, aber trotzdem sehr schön. Weiter ging es zu „Mural de la Prehistoria“, dem Wandbild der Vorgeschichte, das ein Künstler 1961 an eine Bergwand gepinselt hatte. Zuletzt besuchten wir noch einen landwirtschaftlichen Betrieb, wo wir etwas zum Thema Tabakpflanzen erfuhren. Leider gab es nur wenig zu sehen, da zurzeit keine Saison war.
Unsere Führerin erzählte uns, dass die Schulkinder je nach Klassenstufe unterschiedlich farbige Uniformen tragen. Sie ergänzte noch: „In der Universität müssen dann keine Uniformen mehr getragen werden, mit Ausnahme von …". Gefühlt folgten dann so viele Studienrichtungen, dass ihre erste Aussage nur bedingt zutraf.
1.7. (Samstag)
Heute durften wir endlich ausschlafen, immerhin bis 8.20 Uhr. Am Morgen besuchten wir zunächst die Kathedrale und dann das Revolutionsmuseum, das die Geschichte der kubanischen Revolution
Die Aussicht ist schön - und auch die Aussicht über das Viñales-Tal.
Mit dem Geld ist das auf Kuba so eine Sache. Wenn man mit der Kreditkarte bezahlt, dann wird die Summe zu einem schlechten Kurs in US-Dollar umgerechnet, und dann muss man dafür natürlich auch noch einmal Gebühren bezahlen. Außerdem sind zwei Währungen gleichzeitig im Umlauf: Im CUP werden die Löhne gezahlt, aber nur mit dem CUC kann man importierte Waren bezahlen. Für die Bevölkerung ist das nicht gerade vorteilhaft und erinnerte mich ein wenig an die ehemalige DDR.
2.7. (Sonntag)
Die Planung der Weiterreise gestaltete sich im Vorfeld als schwierig, weil viele Flüge zu den Inseln der kleinen Antillen über irgendwelche Schurkenstaaten wie Venezuela, Panama oder die USA führten.[26][26] Ich bitte hiermit um Entschuldigung, dass ich Venezuela und Panama als Schurkenstaat bezeichnet habe. Und besonders direkt war die Reiseroute auch nicht. Daher entschlossen wir uns für einen Kurzaufenthalt auf Sint Maarten. Dieses autonome Land innerhalb des Königreiches der Niederlande teilt sich zusammen mit dem französischen Überseegebiet Saint-Martin die Insel St. Martin. Damit hatten wir auch die Französisch-Niederländische-Grenze gefunden, die man in Europa vergeblich sucht.[27][27] In der Europäischen Union waren wir damit allerdings nicht, denn Sint Maarten ist nur ein sogenanntes „Überseeisches Land und Hoheitsgebiet“, während Saint-Martin tatsächlich Teil der EU ist.
Das Resort, in dem wir übernachteten, war lange nicht so schön und durchdacht wie das in Mexiko. Vielleicht sind wir jetzt für alle Zeit verdorben. Während ich darüber nachdenken, vergesse ich doch tatsächlich meinen Kamerarucksack[28][28] Ja, meine Ausrüstung benötigt tatsächlich einen Rucksack, um transportiert zu werden. im Restaurant. Bin ich wirklich schon so alt? Immerhin ist er das Stück, auf das ich im Urlaub am meisten achte – noch mehr als auf Sigrid und Dirk.
3.7. (Montag)
Was macht man typischerweise auf einer Karibik-Insel? Man besucht natürlich ein Filmmuseum. In diesem Fall war es aber wirklich ein Museum, das es nur hier gibt, denn Nick Maley hat sich hier zur Unruhe gesetzt. Er hat seit 1976 an über 50 Filmen unter anderem als Maskenbildner und Direktor für Kreatur-Effekte[29][29] Was für ein Wort! Ein besseres ist mir aber nicht eingefallen. mitgearbeitet. Insbesondere hatte er wesentlichen Anteil am Aussehen von Yoda, was ihm den Spitznamen „That Yoda Guy“ einbrachte. Im Museum, in dem er uns persönlich begrüßte, erfuhren wir eine Menge über seine Werke, zum Beispiel, dass Chewbacca durch Georg Lucas‘ Hund „Indiana“[30][30] Na, wer kennt den Namen aus einem anderen Georg-Lucas-Film? inspiriert wurde, dass Albert Einstein Vorbild für Haar, Augen und Lippe von Yoda waren und dass Han Solo doch zuerst geschossen hat.[31][31] Nerds wie ich wissen, worum es geht.
Draußen besuchten wir noch die verwaiste Strandpromenade, weil gerade kein Kreuzfahrtschiff vor Anker lag. In der Hochsaison liegen hier schon mal drei bis zehn gleichzeitig im Hafen herum. Dann ist die Promenade brechend voll und nicht mehr so langweilig, dafür aber vermutlich schrecklich.
Während wir auf das Boarding für unseren Flug nach Dominica warteten, wurden wir auf eine Gruppe verzweifelter Chinesen aufmerksam, die keine Ahnung hatten, wie sie die Einreiseformulare ausfüllen sollten.
Früher hat man sich noch angestellt, wenn man eine Schlange gesehen hat, heute wird sie fotografiert.
Aber auch sonst bot der Flug ein paar Überraschungen. So gab es im Flugzeug freie Platzwahl und Dirk und Sigrid saßen sogar mir direkt gegenüber, also mit der Blickrichtung nach hinten. Stehplätze konnte ich aber noch nicht entdecken.
Am Schalter der Autovermietung in Dominica wurde uns mitgeteilt, dass wir eine besondere Erlaubnis zum Fahrzeuglenken benötigten. Dafür mussten wir durch die Zollkontrolle zurück zum jetzt völlig leeren Schalter für die Einreise pilgern, wo wir den entsprechenden Wisch gegen 24 US$[32][32] Es gab hier zwei Währungen (Ostkaribischer Dollar und US-Dollar), die gleich abgekürzt wurden. Manchmal wussten wir nicht so recht, auf welchen Dollar sich die angeschlagenen Preise bezogen. bekamen. Dabei fanden wir auch unsere ausländischen Freunde wieder, die beim Zoll alle Koffer öffnen und alles einzeln zeigen mussten, weil sie ja nichts erklären konnten.
Ich habe noch nie ansatzweise so einen klapprigen Mietwagen bekommen wie dort[33][33] Es regnete rein, die Fenster schlossen nicht richtig (einmal ging ein Fenster sogar von alleine auf, während wir nicht da waren), auf der Rückbank lebten Ameisen und der Schlüssel wollte nicht immer aus dem Zündschloss heraus., aber er brachte uns zuverlässig über die grüne Insel in die Hauptstadt zu unserem Guesthouse, dessen Betreiber leider nicht anzutreffen war. Nach einem Anruf kam er dann aber relativ schnell und ließ uns hinein.
Als wir am Abend auf den Betten saßen und noch Reisebericht schrieben oder mit dem Smartphone spielten, war plötzlich der Strom weg.
Vom Wetter abgesehen lud der Emerald Pool zum Baden ein.
4.7. (Dienstag)
Das Museum von Dominica war aufgrund ihrer uralten Wandtafeln sicherlich nicht auf der Höhe der neuesten Erkenntnisse, was die interaktive Wissensvermittlung angeht, bot aber einen interessanten Abriss über die Entstehung und Besiedelung der Insel. Die Dame, die alleine für uns einzige Gäste zuständig war, vertrat dabei die These, dass das größte Problem der Jugend heute sei, dass sie alle nur „Bildung, Bildung, Bildung!“ wollten. Ja, übermäßige Bildung stellt sicherlich das größte Problem unser Zeit dar.
Nach einem Besuch beim Supermarkt blickten wir kurz vom Aussichtspunkt über die Stadt und brachen dann auf die andere Seite der Insel auf, wo wir das Carib-Territory besuchten, das einzige Rückzugsgebiet der Kariben, die Ureinwohner, die auf vielen Karibischen Inseln lebten, als Kolumbus an einem Sonntag[34][34] Deswegen heißt die Insel auch „Dominica“, was auf Latein „Sonntag“ bedeutet. die Insel entdeckte. Ist der Begriff „Ureinwohner“ dabei angemessen? Die Kariben waren lediglich ein paar Hundert Jahre vorher hier eingewandert und hatten dabei ihrerseits die Taíno vertrieben. Die geführte Tour war interessant, aber auch hier hatten die Tiere mal wieder unser Hauptaugenmerk. Die Küste war sehr schön, aber leider regnete es an diesen Tag zu viel, was allerdings für eine Insel mit tropischem Klima nicht ungewöhnlich ist. Glücklicherweise wurden wir komplett von Naturkatastrophen verschont.[35][35] Nur zwei Monate später fegten die Hurrikane Harvey (Stufe 4 von 5), Irma (Stufe 5) und Maria (Stufe 5) durch die Karibik und verwüsteten Teile der Gebiete, die wir zuvor besucht hatten. Außerdem wurde Mexiko von mehreren schweren Erdbeben erschüttert.
Dirk hätte gerne ein Mittagessen bekommen, aber die meisten Bars waren (vielleicht wegen Reichtums?) geschlossen und die wenigen, die zumindest halbwegs offen aussahen, wirkten nicht vertrauenerweckend. Gut, dass wir Kekse aus dem Supermarkt mitgenommen hatten.
Erst am späten Nachmittag erreichten wir den Emerald Pool. Die Aufseher waren eigentlich schon im Feierabend, öffneten aber extra für uns noch mal das Kassenhäuschen. Schade, sonst hätten wir das Geld gespart, da man den Weg dorthin sowieso hätte gehen können. Im Pool hätte man direkt unterm Wasserfall baden können, was wir aufgrund des Wetters unterließen. Vielleicht war das ein Fehler, denn eine schönere Stelle mit natürlicher Dusche haben wir im ganzen Urlaub nicht gesehen.
Anschließend suchten wir den Miracle Lake, der bei ein bis zwei Erdrutschen entstanden sein sollte. Plötzlich strandeten wir dabei mit unserem Auto auf einem winzigen,
So ist das Fahren noch eine Herausforderung und spannend ist es auch.
5.7. (Mittwoch)
Auf dem Weg zu den heißen Quellen bei Wotten Waven fanden wir das erste Schild mit Geschwindigkeitsbegrenzung (30 km/h). Bis dahin wusste ich gar nicht, wie schnell ich fahren darf. Das war aber auch egal, da ich mich vermutlich sowieso nicht dran gehalten hätte. Aufgelöst wurde das Schild nie.
Bei den Trafalgar Falls konnte man im Pool baden, aber die Badebucht war nur sehr schwer erreichbar. Dafür durchschwammen wir die Ti Tou Gorge, eine Schlucht,
Agutis sollen sehr wohlschmeckendes Fleisch haben und wurden deswegen von den indianischen Völkern gejagt.
Auf dem Weg dorthin gabelten wir noch ein amerikanisches Ehepaar auf, dass ihr gesamtes Hab und Gut verkauft hatte und seit einem Jahr mit ihrem Boot durch die Karibik gurkte und einfach nur sein Leben genoss. Sie freuten sich, dass wir sie – verbotenerweise – im Auto mitnahmen.[36][36] Bei der Autovermietung wurde ich darauf hingewiesen, dass wir (Dirk und ich als eingetragene Fahrer) niemand anderen mitnehmen durften. Ob das wohl auch für Sigrid galt? Anschließend kurvten wir die Küste herunter zum südlichen Ende der Insel und genossen auf dem Weg dorthin die schönen Aussichten. Wir fuhren als einziges Auto sogar ganz bis auf die vorgelagerte Halbinsel, da wir kein Verbotsschild fanden und uns die Strecke nach den gestrigen Erlebnissen völlig harmlos vorkam.
Die Inseln über dem Winde, zu denen auch Dominica, St. Lucia und Barbados gehören, liegen auf der Grenze zwischen der karibischen und der südamerikanischen Platte und sind größtenteils vulkanischen Ursprungs, was man auch an den heißen Quellen, die im kleinen Ort Soufrière[37][37] Das ist ein typischer Name für diese Inseln, da es übersetzt so viel wie „Schwefel“ heißt. direkt im Ozean entspringen, merkte. Da musste man sogar aufpassen, trotz kühlendem Meerwasser seine Füße nicht zu verbrennen.
6.7. (Donnerstag)
Am Anfang unserer Planungen hatten wir überlegt, mit einem Segelboot von Insel zu Insel zu hüpfen, hatten das aber schnell verworfen, weil der Zeitaufwand für die Fortbewegung viel zu groß gewesen wäre – von den Kosten ganz zu schweigen.
Die Pitons (hinten Mitte) sind zwar vulkanisch entstanden, aber keine Vulkane. Eine unterirdische Magmakammer hat die Berge lediglich nach oben gedrückt, ohne dass es an dieser Stelle zu einem Ausbruch kam.
Während der Fahrt merkten wir schon, dass uns Schiffsreisen nicht so unsagbar liegen, denn ein wenig unwohl war uns allen die ganze Zeit über. Auf Martinique machten wir Zwischenstation, was wir drei nutzten, um ein wenig nach zu Hause zu telefonieren. Martinique gehört nämlich zur EU und mit Abschaffung der Roaminggebühren drei Wochen zuvor galten nun die gleichen günstigen Telefongebühren bzw. Flatrates, die wir auch in Deutschland hatten. Zur Belohnung ist die Insel links bzw. unten neben der Europakarte auf unseren Geldscheinen abgedruckt.
In St. Lucia dauerte die Passkontrolle gefühlt mal wieder eine ganze Ewigkeit und uns wurde erneut bewusst, wie schön es eigentlich ist, in Europa zu wohnen, wo man so unkompliziert über die Grenze fahren kann. Immerhin behielt der Ostkaribische Dollar, mit dem wir auch schon auf Dominica bezahlt hatten, auch hier seine Gültigkeit.
Der Name der Insel wird ungefähr „Sänt Luhscha“ ausgesprochen, was vermutlich daran liegt, dass sie zwischen 1650 und 1814 insgesamt 14 Mal den Besitzer wechselte: Mal war sie französisch, mal englisch. Zum Schluss blieben die Engländer und seit dem Jahr 1979 ist das relativ kleine Eiland ein unabhängiges Mitglied im von Großbritannien initiierten Commonwealth. Damit gehörte sie nie zur EU und muss also auch nicht austreten.
Der Taxifahrer, der uns zu unserer Autovermietung brachte, machte uns deutlich, wie gefährlich und ungewohnt doch das Fahren auf dieser Insel sei. Er versuchte uns ganz uneigennützig davon zu überzeugen, dass wir ihn doch für die nächsten zwei Tage für nur 300 US-Dollar pro Tag engagieren sollten. Ich hatte mit dem Wagenlenken schon auf Dominica keine Probleme gehabt und es gerne gemacht, weil es halt interessanter ist als in Deutschland. Sigrid und Dirk ließen sich entspannt von mir chauffieren.
In unserem Quartier hatten wir heute eine ganze Suite mit zwei Schlafzimmern, Küche, Wohnzimmer und sogar drei Fernsehern. Wir hatten nicht einen davon an.
7.7. (Freitag)
Eigentlich hatten wir uns dieses Jahr schon gewaschen, aber heute war trotzdem Badetag. Und wo fährt man bei einer Insel in der Karibik dazu hin? Natürlich ins Landesinnere.
Zunächst suchten wir die Diamond Falls mit dem dazugehörigen botanischen Garten und Mineral-Bädern auf. Der Wasserfall war nett anzusehen, aber nicht wirklich ein Muss und das Baden im öffentlichen Bad ist wie das Stehen in einem etwas größeren Whirlpool ohne Blubber.[38][38] Wir haben es dann natürlich doch gemacht, weil wir die 6 US-Dollar ja schon bezahlt hatten. Das private Bad wäre dagegen eine Badewanne gewesen. Aber der davor gelegene kostenlose botanische Garten sprach uns voll an und war kein Vergleich zu dem auf Dominica zwei Tage zuvor.
Kolibris schlagen so schnell mit den Flügeln, dass man eine sehr kurze Belichtungszeit (hier eine 1500-stel Sekunde) verwenden muss, um sie scharf zu erwischen.
Weiter ging es zu den Sulphur-Springs, den Schwefelquellen, und damit zum einzigen Vulkan der Karibik, in den man mit einem Auto hinein fahren kann. Das sagen zumindest die markanten Werbesprüche. Tatsächlich handelt es sich lediglich um einen Teil der Caldera eines Vulkans mit einem Durchmesser von gut 8 km. Ein anderer „Drive-In Vulkan“ ist der Yellowstone, der im US-Bundesstaat Wyoming liegt, nur dass dessen Caldera fast die hundertfache Fläche einnimmt.[39][39] Trotzdem war es ein lohnenswerter Stopp. Schon direkt beim Aussteigen stieg der Geruch verfaulter Eier in die Nase. Beim zweiten Bad des Tages rieben wir uns mit mineralhaltigem Schlamm ein, der sicherlich gut für Haut und Körper war. Nach dem Trocknen stiegen wir in ein heißes Bad[40][40] Angeblich waren es nur 38° Celsius, es fühlte sich aber nach mehr an. und wuschen uns wieder ab. Besonders angenehm wurde es, als die Touristen plötzlich alle verschwunden waren und wir das Gelände für uns alleine hatten.
Bei der anschließenden Führung durchs Gelände merkte man etwas, dass unser Guide schon auf Feierabend getrimmt war. Wegen der fortgeschrittenen Zeit hasteten wir schnell weiter
Fast hätte ich diese niedliche Vogelspinne überfahren, die über die Straße krabbelte. Während wir sie betrachteten und Dirk Fotos machte, hatte sie sehr viel Glück, dass die vorbeirasenden Autos sie knapp verfehlten (und uns auch).
Die Fahrt zum Hotel zog sich lange hin. Die Höchstgeschwindigkeit auf der Insel war 40[41][41] Immerhin handelte es sich dabei um Meilen pro Stunde, was 64 km pro Stunde entspricht. Ja, Einheiten sind doch wichtig., aber nur an wenigen Streckenabschnitten erlag ich der Versuchung, diese überhaupt überbieten zu wollen, da die Wegführung in der Dunkelheit noch schlechter zu erkennen war und die kurvenreichen Strecken und die wenigen PS des Autos nichts Schnelleres zuließen.
Da wir dieses Mal eine Küche in unserem Appartement hatten, beschlossen wir, unser Abendessen etwas günstiger werden zu lassen, und erwarben im Supermarkt zwei Tiefkühlpizzen für sportliche 16 €.[42][42] Trotzdem hätten wir im Restaurant noch deutlich mehr Geld gelassen.
Von Pigeon Island aus hat man einen schönen Blick auf St. Lucia.
8. Juli (Samstag)
Zunächst besuchten wir Pigeon Island, das früher mal eine Insel war, mittlerweile aber durch einen Damm mit dem Festland verbunden ist. Früher gab es hier einige Festungsanlagen, deren Reste zwar noch vorhanden sind, aber ohne Erläuterungen waren sie nicht wirklich spannend. Dagegen verbrachten wir mal wieder viel Zeit und Freude damit, die wechselnden Aussichten auf St. Lucia zu genießen und die örtliche Flora und Fauna zu beobachten und abzulichten.
Auf den Inseln war man oft eher gemütlich unterwegs.
Als zweiten Anlaufpunkt hatten wir uns die Cotton Bay vorgenommen, an der es von Kitesurfern wimmeln sollte. Da es sich außerdem um einen Sandstrand an der Ostseite der Insel (Atlantik-Seite) handelte, hofften wir, dort große Wellen zu erleben. Beides erwies sich leider als falsch,[43][43] Vielleicht hatte der Wind gerade Wochenende? sodass wir uns dort nicht lange aufhielten. Wir fuhren daher noch verschiedene Aussichtspunkte um die Hauptstadt herum an und genossen die Blicke, die sich ergaben, bevor wir abends in den Fluten an der Westküste den Sonnenuntergang genossen.
9. Juli (Sonntag)
Frühmorgens gaben wir den Wagen bei der Autovermietung ab, wo der niedrige Reifendruck des Reservereifens bemängelt wurde. Den hatten wir noch nicht mal angesehen.
Viele Eidechsen haben uns mit ihrer Anwesenheit erfreut.
In den Morgenstunden ging es mit dem Flug weiter nach Barbados, der letzten Station unserer Reise. Auch hier benötigten wir eine besondere Erlaubnis, um auf der Insel Auto fahren zu dürfen. Dafür wurden einfach ein paar Daten aus dem internationalen Führerschein abgeschrieben, ein schöner Stempel aufs Dokument gesetzt und ein paar Dollar eingesammelt. Den Sinn dahinter haben wir nicht verstanden, aber danach darf man Bürokraten wohl auch nicht fragen.
Wenn man sich die Inseln über dem Winde auf einer Karte anschaut, dann fällt der Bogen auf, an dem die Inseln wie eine Kette aufgereiht sind. Das liegt daran, dass ihre Entstehung sehr ähnlich ist. An der Kante zwischen der karibischen und der südamerikanischen Platte dringt Magma nach oben, sorgt für Vulkanausbrüche und erschuf damit die Inseln. Alle Inseln? Nein, eine kleine Insel ganz im Osten hört nicht auf, Widerstand zu leisten …[44][44] Da bin ich wohl ein wenig verrutscht, aber das ist Barbados schließlich auch.
Barbados ist nämlich anders entstanden und nicht vulkanischen Ursprungs. Durch das Aufeinanderprallen der Erdplatten hat sich der Meeresboden dort nach oben verschoben. Als er sich dicht unter der Wasseroberfläche befand, haben sich darauf Korallen angesiedelt. Im weiteren Verlauf hat sich der Boden mehrfach nach oben verschoben, bis das Eiland schließlich das Licht der Welt erblickte.
Durch diese Entstehung gibt es einige Tropfsteinhöhlen im Kalk, von der wir uns die Harrison’s Cave ansahen. Sie bot schöne Einblicke, war aber künstlich so stark geöffnet worden, dass eine kleine Bahn hindurchfahren konnte.
Die Harrison’s Cave bot nette Ansichten, wenn man die vielen Leute geschickt ausblendete.
Der üppige Urwald, der sich ursprünglich auf Barbados befunden hatte, wurde leider im 17. Jahrhundert komplett gerodet, um Platz für Zuckerrohrfelder zu schaffen. Es gibt noch ein paar kleine Erosionsrinnen (sogenannte „Gullys“), die davon verschont geblieben waren, weil man sie nicht sinnvoll bewirtschaften konnte, und in denen man sich etwas von der ursprünglichen Vegetation ansehen konnte. Dies machten wir in der Welchman Hall Gully.
Anschließend checkten wir in unsere Zimmer ein und genehmigten uns noch schnell ein Bad im Atlantik, bevor wir in den Swimmingpool an die Bar zur Happy Hour und zu den Cocktails wechselten. Habe ich eigentlich schon erwähnt, wie schwer das Leben sein kann? Falls wir auf dem Rückweg nach Europa abstürzen und irgendwo im Ozean auf einer kleinen Insel stranden: Es ist wirklich nett, wenn ihr nach uns sucht, aber es muss nicht sofort sein.
10.7. (Montag)
Den Vormittag verbrachten wir in der Innenstadt der Hauptstadt Bridgetown und sahen uns ein paar historische Gebäude an. Richtig ergriffen haben sie uns nicht. Besser war das Barbados-Museum, das in einem ehemaligen Militärgefängnis untergebracht war und uns in gut zwei Stunden über die Entstehung und die Geschichte der Insel aufklärte.
Der Trauergrackel bekam etwas zu Essen, Dirk meistens auch.
Die beiden Tourbeschreibungen waren sich in gewisser Weise relativ ähnlich, aber die Durchführungen hätten kaum unterschiedlicher sein können. Zunächst war der Katamaran, auf dem wir dieses Mal unterwegs waren, deutlich größer und luxuriöser und ließ ein gewisses Maß an Dekadenz aufkommen. Wir hatten sogar zwei richtige Toiletten dabei und wurden nicht für die Notdurft ins Wasser verwiesen.[45][45] Was besonders toll ist, wenn man einen Neoprenanzug anhat. Schon beim Entern wurden wir genötigt, Getränke zu uns zu nehmen – am liebsten welche mit Alkohol.
Dann ging es in beschaulichem Tempo zu den Schildkröten, die nicht mühevoll gesucht werden mussten, sondern an der verabredeten Stelle auf uns warteten.
Die Schildkröten waren sehr entgegenkommend und schienen sich über unsere Gesellschaft zu freuen.
Am zweiten Stopp lagen drei versunkene Schiffe auf dem Meeresboden herum, die es zu erkunden gab.
Dies war mal wieder einer dieser Urlaubstage, die vor lauter Annehmlichkeiten nur schwer zu ertragen sind.
Als endlich auch die letzten Touristen[49][49] Das waren natürlich wieder einmal Dirk und ich. genug gesehen hatten und wieder an Bord waren, setzten wir[50][50] Genauer gesagt: Wir schauten zu, während die beiden Skipper arbeiteten. die Segel und verbrachten die nächste Stunde damit, die Aussicht und die kühle Brise zu genießen und das angebotene Essen und die aufgezwungenen Rum- und Frucht-Punsche zu uns zu nehmen. Danach verbrachten wir die Zeit mit dem Genießen der Aussicht, des Sonnenuntergangs, der kühlen Brise und dem höflichen Ablehnen des angebotenen Essens und der Rum- und Frucht-Punsche, weil wir wirklich nicht mehr konnten. Fazit: Das war wirklich ein Highlight!
Wie auch auf den anderen Inseln, auf denen wir selbstständig mit dem Wagen unterwegs waren, waren die anderen Autofahrer sehr zuvorkommend, höflich und geduldig. Wenn man aufmerksam fuhr, mit Überraschungen und etwas chaotischem Verhalten rechnete und nicht auf seiner Vorfahrt bestand, kam man prima zurecht. Aber was bedeutete eigentlich die rot-blinkende Ampel? Das erste Mal hielt ich vorsichtshalber an, der Wagen neben mir fuhr aber ungebremst weiter. Daher überquerte ich dann doch vorsichtig die Kreuzung.
Es gibt auch Führungen, bei denen man noch mehr und edlere Rumsorten probieren kann. Dann ist sinnvollerweise der Transport von und zum Hotel inbegriffen.
11.7. (Dienstag)
Heute war leider schon wieder unser Abflugtag, glücklicherweise aber erst spät abends, sodass wir den Tag selber noch gut nutzen konnten. Zunächst besuchten wir die Mount Gay Rum Destillerie, in der seit 1703 urkundliche bestätigt Rum produziert wird. Damit ist das die älteste noch existierende Rum-Sorte der Erde. Neben den geschichtlichen und technischen Fakten ging es natürlich auch um die subjektive Bewertung des Zuckerrohrsafts. Sechs Proben später hätte der Tag schon gelaufen sein können, aber wir hielten uns zurück – insbesondere ich, da ich ja noch fahren musste.
Danach ging es ins Sir Frank Hutson Sugar Museum, das scheinbar in den 80ern altmodisch aufgebaut und seitdem nicht wesentlich verändert worden war.
Leider mussten wir dann schon wieder zurück fliegen.
Dafür fanden wir am Folkestone Marine Park noch das dazugehörige Museum, das uns den Nachmittag beschäftigte. Anschließend nahmen wir noch ein gepflegtes Bad in den Fluten, bevor wir uns im Hotel in der kostenlosen „Hospitality-Suite“ erfrischten, neu einkleideten und anschließend zum Flughafen fuhren.
Epilog
Der Flug zurück nach Deutschland verlief ohne Probleme und war sogar relativ kurz, da wir uns in den drei Wochen zuvor schon 4000 km nach Osten vorgearbeitet hatten. Dafür durften wir dann noch im Flughafen von Frankfurt kurz vor unserem Gepäckband warten, weil ein herrenloses Gepäckstück für einen Bombenalarm gesorgt hatte. Sprengstoff wurde nicht gefunden, sodass der schöne Urlaub ungetrübt zu Ende gehen konnte.