Am Rande der Natur[1][1] Ja, ich weiß, die Überschrift ist nicht prickelnd, aber mir ist nichts Besseres eingefallen.
Eine Reise durch Kanadas Osten
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Prolog
Schon im Jahr 2007 war ich mit Michael in Japan unterwegs gewesen[2][2] Vgl. Reisebericht Japan., und schon damals reifte der Gedanke, im Jahr 2010 gemeinsam den Osten Kanadas zu bereisen.
Kanadische Flagge.
Schnell war ein Reiseführer gekauft, der uns schon ganz am Anfang mit aufmunternden Worten begrüßte: "Machen wir uns nichts vor: Niemand macht Urlaub in Ostkanada."[4][4] Vgl. Baedeker Reiseführer "Kanada Osten" S. 12. Für uns war das natürlich kein Grund, unsere Meinung zu ändern. Die Flüge, das Auto und die erste Übernachtung waren einfach zu buchen, aber ganz ohne Schwierigkeiten ging es natürlich trotzdem nicht vonstatten. Nach der Buchung stellte sich nämlich heraus, dass zu der Zeit in Toronto gerade der G20-Gipfel stattfinden würde. Dadurch konnten wir den Wagen nicht an der gewünschten Station abholen, obwohl wir ihn wirklich nicht mit Sprengstoff beladen in die Staatsgäste fahren wollten. Dafür wurde uns angeboten, das Vehikel kostenlos auf einen anderen Ausgabeort umzubuchen.
Ich kann verstehen, dass viele Leute Lehrer hassen, denn es gibt dafür drei gute Gründe:
- Lehrer ärgern kleine Kinder. Dieser Punkt wird allerdings mittlerweile meist von der Gesellschaft akzeptiert, denn erstens beruht das auf Gegenseitigkeit - viele Schüler ärgern auch ihre Lehrer - und zweitens würden viele Erwachsene das auch gerne machen, trauen sich aber nicht.
- Lehrer wissen nicht nur alles, sie wissen sogar alles besser. Da werden auch gerne schon mal die einheimischen Reiseleiter korrigiert, wenn das vorher erworbene Wissen etwas Anderes behauptet.
- Lehrer können lesen, und was noch schlimmer ist: Sie tun es auch.
Genau dieser letzte Punkt war es, der mich bei der Umbuchung zusätzliche Kosten von 60 € finden ließ. Ein paar Telefonate später war dies dann geklärt, und wir bekamen einen speziellen Rabatt, der die zusätzlichen Gebühren ausglich. Streichen konnten sie die Gebühren allerdings nicht. Da die Gesamtsumme nun in Ordnung erschien, vertagte ich die Beschwerde über einen weiteren groben Rechenfehler in der Rechnung[5][5] Später zeigte sich, dass in der Rechnung zwei Posten fehlten, so dass die Gesamtsumme zwar stimmte, die Einzelsummen aber nicht vollständig aufgeführt waren. auf später.
Freitag, 25.6.
Schon am Vortag hatte ich mich ein wenig mit den diversen Fluggesellschaften herumgeärgert beim Versuch, mich online einzuchecken. Gebucht hatten wir bei der Lufthansa, geflogen sind wir mit Air Canada und Augsburg Airways, von denen ich bisher noch nie etwas gehört hatte, durchgeführt wurde der Flug von Brussels Airlines. Wer steigt da eigentlich noch durch? Der Computer anscheinend nicht. Die mangelnde Übersichtlichkeit der Internetauftritte tat ihr Übriges, aber schließlich konnte ich doch Bordkarten ergattern. Für den Flug von Brüssel nach Toronto bekamen wir sogar insgesamt vier Sitzplätze, da sich die einzelnen Web-Seiten nicht einigen konnten. In Brüssel selber mussten wir dann doch zwei wieder abgeben, wobei es ein wenig dauerte, bis die Dame am Schalter wusste, welche Bordkarten denn nun Gültigkeit besaßen. Im Endeffekt siegten meine selber ausgedruckten über die, die wir am Flughafen von Hannover in die Hand gedrückt bekamen. Die Plätze gefielen uns sowieso besser. Ich sitze nämlich gerne vorne im Flugzeug. Falls man abstürzt, kommt dann nämlich der Saftkarren noch mal vorbei.
Weiteres gab es nichts zu bemängeln, was für mich natürlich nicht tragbar war. Ein rechtschaffener Deutscher ist schließlich nur dann wirklich zufrieden, wenn er sich beschweren kann. Gibt es keinen Grund dafür, dann wird er schnell unglücklich. Um dem entgegenzuwirken wurde die Zwischenlandung in Montreal kurzerhand in ein
Waschbären im High Park.
Am Flughafen wurden wir von einer japanischen Freundin von Michael abgeholt - theoretisch zumindest. Getroffen haben wir sie aber nicht, so dass wir uns alleine auf den Weg in Stadt aufmachten. Später stellten sich verschiedene Dinge heraus, die das Treffen verhindert haben. Einerseits wollte meine Call-Ya-Karte in Verbindung mit dem von Dirk ausgeliehen Handy keine Verbindung herstellen, zweitens hatte Tomomi uns die falsche Nummer gegeben und drittens waren wir alle drei zur gleichen Zeit am verabredeten Ort, haben uns aber nicht gefunden. Okay, vielleicht hatte ich sie gesehen, aber ich hatte ja auch keine Ahnung, wie sie aussah.
Die Betreiber unseres Bed and Breakfast nahmen uns freundlich auf, warnten uns aber vor den Auswirkungen des hier stattfindenden G20-Gipfels. Sie waren sogar ein empört darüber, dass man tatsächlich seinen Ausweis immer mit sich zu führen habe, was ich ganz normal fand. Sorgen machten wir uns darüber nicht. Anschließend ließ sich dann doch noch ein Treffen mit Tomomi einrichten, und wir besuchten gemeinsam den benachbarten High Park.
Samstag, 26.6.
Da uns das Wetter nicht überzeugte, machten wir uns für ein wenig Kultur bereit: Das Royal Ontario Museum stand auf dem Programm. Die Architektur war etwas gewöhnungsbedürftig, aber die enorme Größe lässt es zu, dass sich für jeden Geschmack etwas findet. Da ist es schon fast schade, dass man nach drei bis vier Stunden am Limit dessen,
Malachit oder auch Cu2[(OH)2|CO3].
Wir begannen bei einer Sonderausstellung über die chinesische Terra-Cotta-Armee. Tomomi war zwar mitgekommen - diesmal hatte das Treffen problemlos geklappt - entschied sich aber gegen diesen Teil und nutzte die anderthalb Stunden zum Ausruhen und Schlafen. Gemeinsam ging es dann durch verschiedene Abteilungen wie Naturgeschichte,
Polizei beim Schutz des G20-Gipfels.
Den geplanten Ausflug nach China-Town mussten wir verschieben, weil aufgrund des G20-Gipfels keine Bahnen nach Süden fuhren. Ich war kurz am Überlegen, zu Fuß in die Richtung zu pilgern, wäre aufgrund der mangelnden Abenteuerlust der beiden anderen aber vermutlich alleine gewesen. Daher schauten wir uns stattdessen Greek-Town an, was sich aber nur wenig nach Griechenland anfühlte.
Sonntag 27.6.
Der flächenmäßig zweitgrößte Staat der Erde (nur Russland ist größer) besitzt ca. 34 Millionen Einwohner, die sich auf eine Fläche von knapp 10 Millionen Quadratkilometern verteilen. Das ist so, als lebten auf dem Gebiet von ganz Hannover gerade mal 700 Menschen, wobei sich dann ca. 690 im Bahnhof tummelten, und die übrigen zehn würden sich auf das restliche Stadtgebiet verteilen. Als Einreiseland mischen sich in Kanada unzählige verschiedene Kulturen. Überall auf der Straße sieht man Gesichter aus allen Herren Ländern.
Zur Tierwelt Kanadas gehören unter anderem Bären, Büffel, Wölfe und viele verschiedene Walarten, aber auch Pinguine, Elefanten und Tiger kann man dort entdecken. Glaubt ihr nicht? Doch, ich habe sie mit eigenen Augen gesehen, wenn auch nur im Zoo von Toronto, den wir uns heute einverleibten.
Auch im Regen kann man interessante Aufnahmen machen.
Für dieses machten wir uns am Nachmittag nach China-Town auf - diesmal zu Fuß, da wir den Bahnen nicht mehr vertrauten. Danach schlenderten wir in die heiße Zone des G20-Gipfels und bummelten an dem großen Zaun entlang, über den sich die Torontoer Bürger so aufregten. Dort, wo wir waren, war es erstaunlich ruhig. Es waren zwar Heerscharen von Polizisten unterwegs, aber die haben nicht randaliert, noch schlimmer: Die haben uns noch nicht mal kontrolliert. Wir sahen wohl doch zu sehr nach Touristen aus. Ich hätte die freundlichen Männer in Grün ja gerne mal gefragt, wo hier die Action abgeht, aber Michael war dagegen.
Schließlich landeten wir an der Waterfront, wo sich uns rechtzeitig zum beginnenden Regen ein großes einsames Party-Zelt präsentierte, unter dem wir die kommenden zwei Stunden Schutz fanden. In dieser Zeit ergossen sich Unmengen von Wasser über unseren Unterschlupf, aber wir saßen trocken unter der Plane und genossen den Ausblick auf das Unwetter.
Montag, 28.6.
Wir waren wieder mit Tomomi unterwegs, diesmal um Downtown zu erkunden. Die einzigen sichtbaren Spuren der Auswirkungen des G20-Gipfels waren die vielen Zäune, die langsam abgebaut wurden, und die Unmengen an Polizisten, die sich eifrig bemühten, nicht zu gelangweilt auszusehen, ansonsten aber auch schon mal freundlich zu uns rüber nickten. Wir waren kaum dort angekommen, da stieß Tomomis Freundin, die auch Tomomi heißt, dazu. Interessanterweise nahm dadurch der Gesprächsanteil der englischen Sprache ab. Vorher hatten Michael und ich in Tomomis Gegenwart fast ausschließlich englisch gesprochen, auch wenn wir uns untereinander verständigt haben, nun warfen sich die beiden
Brasilianische Fußballfans wissen, wie man ordentlich feiert.
So pilgerten wir zu viert - wie ich fand ein wenig ziellos - zwischen den Wolkenkratzern hin und her bis zur Hafenpromenade, wo wir die Aussicht und die leichte Brise genossen. Später durchquerten wir noch China-Town, nicht ohne dort erneut chinesisch zu essen, und fielen schließlich im italienischen Viertel ein, wo eine knappe Hundertschaft von brasilianischen Fans den Einzug ins Viertelfinale zelebrierten. Immerhin wusste so die Polizei auch wieder, was sie tun sollte, und bemühte sich redlich, den Fans zwar das Feiern zu gestatten, gleichzeitig die vierspurige Straße samt Straßenbahn zumindest teilweise für den Verkehr frei zu halten. Letzterer trug natürlich des Öfteren lautstark mit fröhlicher Huperei zum Spektakel bei.
Abends holten wir das Auto vom Flughafen ab. Wir bekamen dabei einen ganz neuen Daimler Sebrina, der bisher sage und schreibe 13 km runter hatte, was deutlich weniger war, als wir in den letzten Tagen zu Fuß gelaufen waren. Bei der Rückgabe in Halifax war es annähernd Zeit für die erste Inspektion.
Dienstag, 29.6.
Der erste Ausflug führte uns nach Süden zu den Niagarafällen, die sozusagen die Verbindung zwischen dem Eriesee und dem Ontariosee darstellen. Wenn man die Fälle in der Nacht oder in den frühen Morgenstunden besucht, dann ist es dort noch relativ ruhig, was nicht nur daran liegt, dass weniger Touristen vor Ort sind. Auch die donnernden Wassermassen - genau das heißt das Wort "Niagara" nämlich in der Sprache der Ureinwohner - geben sich noch verschlafen. Bis zu 90 % des Wassers läuft dann nämlich zur Stromerzeugung durch unterirdische Röhren, und nur für die Touristen wird die Stromgewinnung deutlich reduziert, so dass es noch genug zu fotografieren gibt.
Früher bewegten sich die Fälle aufgrund der durch Erosion abreißenden Kante um knapp zwei Meter pro Jahr Richtung Eriesee, heute sind es wegen der stark verminderten Wassermenge nur noch weniger Zentimeter. Wenn man jetzt also ein Grundstück oberhalb des Spektakels günstig erwirbt, dann kann man es sicherlich in hunderttausend Jahren gewinnbringend an einen Investor verkaufen.
Panoramabild der Niagarafälle von kanadischer Seite aus.
Obwohl die Hälfte der Attraktionen in den USA liegen, ist die Aussicht von der kanadischen Seite aus deutlich schöner. Schließlich trafen wir - nicht ganz zufällig - eine Kollegin von mir samt Freund und erkundeten das Terrain gemeinsam. Mit der Tour "Behind the Falls" kann man hinter die Fälle gelangen, also theoretisch durch das fallende Wasser hindurch die Sonne sehen. Die Art der Aussicht lohnt sich aber nicht, da die beiden Öffnungen, durch die man schauen kann, viel zu klein sind, um wirklich einen realistischen Eindruck der Mächtigkeit zu bekommen. Glücklicherweise kommt man bei der Tour aber auch neben den Fällen dichter an sie heran, so dass sich der Eintritt doch gelohnt hat.
Von weiteren Touren - ich wäre zum Beispiel gerne mal stilecht in einem Fass die 58 Meter hinunter gestürzt - nahmen wir Abstand. Das gibt aber auch sowieso
Ganz ohne Schiff waren wir doch nicht.
Mittwoch, 30.6.
Ursprünglich wollten wir heute schon Toronto verlassen, hatten dann aber doch noch einen Tag verlängert, um das Waterfront Festival zu besuchen, das heute beginnen sollte, wie uns die sowohl offizielle Seite also auch die Event-Seite der Stadt mitteilten.[8][8] Außerdem sollte es ein paar Tage später ein Seminar für telepathische Kommunikation mit Tieren geben. Hätte ich daran teilgenommen, dann würde ich jetzt hiermit allen Hunden auf der Welt schöne Grüße senden. Erfreulicherweise kostete uns die zusätzliche Übernachtung nichts extra, da sechs Tage in unserem B&B genauso viel kosteten wie fünf. Wir hofften, dass das Festival für uns viele große Segelschiffe und einer Menge Programm rund um die Schifffahrt bereitstellen würde. Unsere Erwartungen waren allerdings deutlich zu hoch gewesen oder wir zu früh. Vier große Segler dümpelten vor sich hin, zu besichtigen waren sie allerdings nicht. Stattdessen waren wir ungefähr die Einzigen, die sich für die Kähne interessierten.[9][9] Aus zuverlässiger Quelle erfuhren wir später, dass es einen Tag später tatsächlich fast wie die Kieler Woche war, nur ohne Stände, ohne Besucher und ohne Schiffe.
Also kehrten wir in die Downtown zurück und besuchten diesmal die Art Gallery of Toronto (AGO), die uns mit viel Kunst gut beschäftigte. Leider war die Abteilung für Fotografie gerade geschlossen,
Skyline von Toronto bei Nacht.
Donnerstag, 1.7.
Heute nahmen wir endgültig Abschied von Toronto und pilgerten erst einmal nach Westen nach St. Jacobs, wo Mennoniten einen "Farmers Market" veranstalteten. Diese evangelische
Wenn die Schmetterlinge kurz stillhalten …
Dann besuchten wir das Wings of Paradise Butterfly Sanctuary, so eine Art
… dann lassen sich schöne Bilder machen.
Abends machten wir in der Kleinstadt Kingston Station, die einerseits günstig gelegen war für die Unternehmungen des kommenden Tages, andererseits hatten wir die Hoffnung,
Feuerwerk.
Freitag, 2.7.
Eigentlich ist ganz Amerika eine große Insel, diesmal besuchten wir allerdings ein paar kleine, davon aber gleich 1793 Stück: Die Thousand Islands[10][10] Wer dabei an die gleichnamige Salatsoße denkt, der liegt wohl gar nicht so falsch, denn sie soll hier ihren Ursprung besitzen. liegen im Sankt-Lorenz-Strom,
Dies ist die kleinste Grenzbrücke der Welt.
Wir wollten die Insel eigentlich auch besuchen - die Schifffahrt wäre auch nur zwei Dollar teurer gewesen - aber die amerikanische Regierung machte uns einen Strich durch die Rechnung. Die Insel gehört nämlich zu den Vereinigten Staaten, und wir hätten extra ein Tagesvisum beantragen müssen, um sie betreten zu dürfen. Daher genossen wir die Bootstour ohne Abstecher ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Das Land der Freien und die Heimat der Tapferen[12][12] Vgl. amerikanische Nationalhymne. möchte halt nicht mehr so gerne Touristen haben, sondern lieber unter sich bleiben.
Nach der gelungenen Kreuzfahrt fuhren wir nach Ottawa weiter und machten mal einen geruhsamen Abend. Nach den kurzen Nächten der vergangenen Tage war das eine gute Idee.
Samstag, 3.7.
Die Nacht brillierte vor allem durch die hohen Temperaturen und den Lärm, der vom gegenüber liegenden Busbahnhof herüber drang. Dadurch waren wir morgens ein wenig zu spät
Das Parlament von Ottawa.
Anschließend besuchten wir die daneben liegenden Rideau Canal Locks. Hier beginnt der Rideau Canal Waterway, der Ottawa über diverse Seen und Flüsse mit Kingston am Ontariosee verbindet und der älteste durchgehend benutze Kanal Amerikas. Die Locks[14][14] Zu deutsch: Schleusen. in Ottawa bestehen aus acht Schleusen,
Die Rideau Canal Locks sind ein Schleusensystem in Ottawa.
Außerdem wollten wir das Museum für zeitgenössische Fotografie besuchen, was sich als schwierig erwies. Das erste Mal fanden wir es nicht an dem von Google Maps beschriebenen Ort, beim zweiten Mal entdeckten wir lediglich eine Baustelle, die früher das Museum war. Es war vor drei Jahren in die nahe gelegene National Gallery umgezogen, wie uns ein freundlicher Kanadier mitteilen konnte. Die dort ausgestellten Fotografien beschränkten sich allerdings vor allem (oder ausschließlich?) auf Werke von Angela Grauerholz, deren Stil uns mit seiner gewollten Unschärfe nicht überzeugen konnte. Trotzdem gab es auch sonst genug schöne und interessante Kunstwerke zu bestaunen, so dass der Besuch doch lohnte.
Abends gingen wir zu einem Baseballspiel der in dieser Saison neu gegründeten Mannschaft der Ottawa Fat Cats. Die Bezeichnung "Fette Katzen" spielt selbstironisch darauf an, dass die Bewohner der Hauptstadt, unter denen es viele Beamte gibt, oft so bezeichnet werden. Die Mannschaft wurde noch stark subventioniert, und das Hauptziel schien es, Fans zu generieren. So kam man für 12 CAD[16][16] Ca. 10 €. ins Stadion, einen Tag später hätten wir für den gleichen Preis noch ein Getränk, einen Hotdog und ein Eis kostenlos dazu bekommen. Als Ausgleich sahen wir ein nettes Spiel, bei dem die Gastgeber grandios mit 10 : 1 gegen die Brantfort Red Sox untergingen.
Sonntag, 4.7.
Diesen Tag widmeten wir dem Park Gatineau. Dieser liegt direkt nordwestlich von Ottawa in der Stadt Gatineau[17][17] Welch Überraschung! und liegt bereits in Québec und damit im französisch sprechenden Teil Kanadas. Dies machte sich gleich nach Überqueren der Brücke dadurch bemerkbar, dass die Ampeln nun nicht mehr senkrecht, sondern waagerecht angeordnet waren.
Der Park selbst war bis 11 Uhr den Radfahrern und Skatern vorbehalten, anschließend durften wir mit dem Auto hinein. Als erstes umrundeten wir den Pink Lake mit seiner grünen Farbe. Leider zog der nach einem Herrn Pink benannte See nicht nur uns, sondern auch mein Weitwinkelobjektiv an, das sich daraufhin den Gesetzen der Schwerkraft folgend ins Wasser warf. Es konnte zwar gerettet werden, aber die Qualität ist dadurch leider nicht gestiegen.
Vom Gatineau Park aus hat man einen schönen Blick auf die unendlichen Weiten des Kanadische Schildes.
Danach besuchten wir das Mackenzie-King-Anwesen. Dort lebte der zehnte Premierminister, der sich engagiert hat für Kanada im Allgemeinen und für die Einrichtung des Parks im Besonderen. Ich werde mal schauen, ob ich nicht in der Nähe von Hannover ein ähnliches Grundstück für mich erwerben kann. Von einigen Aussichtspunkten im Park hat man eine wunderbare Aussicht auf das Kanadische Schild, das mehr als die Hälfte der kanadischen Landmasse geologisch prägt. Es enthält die ältesten Gesteine der Erde (teilweise mehr als vier Milliarden Jahre alt), und da es relativ platt ist, hat man vom Rande des Gatineau Parks schon aus relativ bescheidener Höhe einen sehr weiten Ausblick.
Montag, 5.7.
Das Musée Canadien des Civilisations lockte uns mit einer großen Ausstellung über die Ureinwohner Kanadas. Obwohl wir selber nicht dazu gehörten, blieben wir nahezu genauso lange dort. Wenn ich mehr als sieben Stunden in einem Museumskomplex aushalten kann, dann spricht das nicht gerade gegen ihn.
Wir begannen mit einer ausführlichen Beschreibung des kulturellen Erbes der indigenen Völker Kanadas, die zusammen mit Inuit und Métis, Nachkommen von Cree und Europäern, die Gruppe der sogenannten Aboriginal Peoples bilden. Besonders gerne wird bei solchen Gelegenheiten darauf hingewiesen, dass die Indianer[18][18] Ist es eigentlich noch politically correct, diesen Begriff zu benutzen? im Einklang mit der Natur lebten und nicht über Gebühr jagten oder fischten. Ich frage mich, ob das wirklich an ihrer Einstellung zur Mutter Erde lag, ob waren sie einfach nur so wenige, dass sie nicht ins Gewicht des natürlichen Gleichgewichts fielen? Immerhin gab es auch damals schon Stämme, die 20 Jahre lang ein Gebiet bewirtschaften, bis die Umwelt nicht mehr genug hergab, und sie weiterziehen mussten. Und wie war es eigentlich vor 10.000 Jahren in Europa? Lebten unsere Vorfahren damals noch "natürlich"?
Nachdem diese Fragen leider nicht beantwortet wurden und einem Abstecher ins IMAX, bei dem es wunderbare 3D-Bilder des Weltalls, zum Beispiel von den Säulen der Schöpfung[19][19] Die Säulen der Schöpfung sind drei bis zu knapp 10 Lichtjahre lange Gas-Säulen im Adlernebel. Ein zweidimensional Darstellung ist zum Beispiel unter http://www.planetarium-hamburg.de/fileadmin/bildarchiv/07_Theater/Andere/Genesis_001.jpg zu finden. zu sehen gab, ging es darum, was die "First Nations" machten, bevor die Invasoren sich breit gemacht hatten. Hier fehlten irgendwie die Jahre vor 1800. Vermutlich ist das Wissen darüber einfach extrem dünn.
Das Postmuseum und das Kindermuseum[20][20] Wer will auch schon ausgestellte Kinder betrachten? ließen wir links liegen, die Sonderausstellungen zum Thema Pferde und kanadischer Pelzhandel auch. Dafür sahen wir uns noch die beiden Ausstellungen über die wichtigsten Kanadier und über die Einwanderer der letzten Jahrhunderte an. Letztere beeindruckte besonders durch die ausführliche Darstellung der Lebensumstände in vielen originalgetreuen oder sogar originalen Gebäuden.
Nachdem wir am Abend Quartier in Montreal bezogen hatten, hörten wir im Fernsehen, dass es einen großen, dreistündigen Stromausfall in Toronto gegeben hatte. Da die Ampeln natürlich
Seerose im botanischen Garten von Montreal.
Dienstag, 6.7.
Für heute wollten wir den einzigartigen Bio-Dome besuchen, in dem es verschiedene Ökosysteme, eine Menge typischer Tiere und ein großes Aquarium zu sehen geben sollte, aber bekannterweise überlebt kein Plan den ersten Feindkontakt. Unser Feind war in diesem Fall die Belegschaft, die sich seit Ende März im Streik befand. Es ging dabei um die Gehälter der letzten drei Jahre, was man durchaus nachvollziehen kann, aber hätten die nicht wenigstens für uns kurz aufmachen können? Na ja, immerhin war der Parkplatz geöffnet.
Also begannen wir gleich mit dem benachbarten botanischen Garten, der zu Recht zu einem der schönsten der Erde gehören soll. Besonders beeindruckend empfand ich den chinesischen und
Stockrose.
Mittwoch, 7.7.
Diesmal ging es in die Innenstadt, die mich persönlich nicht überzeugt hat. Zwar waren einige Sachen schön restauriert, aber gepackt hat mich das Gesamtkonzept nicht. Erst gingen wir auf der Promenade am Wasser entlang, aber die Skyline gab nichts her. Später besuchten wir die Basilique Notre Dame, die mich Michael nicht besichtigen ließ. Dafür gingen wir durch und an Galerien vorbei zur Notre-Dame-de-Bon-Sécours, einer netten kleinen Kirche, die der Seefahrt gewidmet ist. Das dazugehörige Museum war sehr informativ und die Aussicht vom Turm gut.
Auf der Weiterfahrt hielten wir kurz in China-Town zum Essen, mussten aber bei der Rückkehr zum Auto feststellen, dass es festgestellt war. Absperrbänder und Feuerwehrfahrzeuge versperrten uns den Weg. Anscheinend trat irgendwo in der Nähe Gas aus, und voraussichtlich in einer halben bis fünf Stunden könnten wir dann aufbrechen. Wir wussten nicht so recht, was wir tun sollten, und verzogen uns schließlich in eine Sport-Bar, in der das Halbfinalspiel zwischen Deutschland und Spanien lief. Die Stimmung war gut - insbesondere bei den anwesenden spanischen Fans, deren Mannschaft zu Recht gewonnen hat. Immerhin war das Spiel lange Zeit spannend.
Als wir zwei Stunden später zurück kamen, wurden die Straßen gerade geräumt. Wir konnten also endlich wieder aufbrechen, verfuhren uns aber kolossal, verließen Kanada und fanden uns plötzlich in Frankreich wieder - so schien es zumindest. Tatsächlich waren wir im alten Kern von Québec gelandet, wo wir uns sehr wohl fühlten. Wir nahmen uns ein Hotel in der Nähe der Stadtmauer, die angeblich die einzige nördlich von Mexiko ist, genossen das gemütliche Treiben um uns herum und setzten uns in ein Straßencafé um zuzusehen.
Donnerstag, 8.7.
Das sehr zentral gelegene Hotel war der ideale Ausgangspunkt für die Erkundung des Vieux[21][21] vieux = alt. Québec[22][22] kebec = Wo der Strom enger wird.. Wenn man in Kanada überhaupt von Altstadt reden kann, dann hier. Schon 1608 wurde am "Gibraltar des Nordens"[23][23] Zitat von Winston Churchill. das erste Fort gebaut, 1763 wurde Québec Hauptstadt Britisch-Nordamerikas und 1985 wurde die Altstadt durch die UNESCO ins Weltkulturerbe aufgenommen.
Wir pilgerten hoch und runter durch die kleinen Gassen zur Zitadelle, deren Wachwechsel heute ausfiel, am großen Hotel Chateau Frontenac vorbei, in dem 1943 die Landung der Alliierten in der Normandie vorbereitet wurde, über den aufwändig restaurierten Place Royal durch die Basilique-Cathédrale Notre-Dame-de-Québec bis zum Monastère des Ursulines. Es kam also ganz bestimmt keine Langeweile auf.
Das berühmte Hotel Chateau Frontenac in Québec ist einem Schloss nachempfunden.
Freitag, 9.7.
Wir starteten gelungen in den Tag, als wir einen Strafzettel bekamen, während wir das Auto beluden. In der Altstadt ist das Halten an der Straße eben leider nicht erlaubt. Weiter ging es zum Chute Montmorency, einem Wasserfall nördlich von Québec, dessen Tosen wir ein wenig genossen. Die dort verkehrende Seilbahn, die für Hin- und Rückfahrt mit knapp zehn CAD pro Person zu Buche schlug, verkniffen wir uns und fuhren den Weg stattdessen mit dem Auto. Über das herabstürzende Wasser führt eine Hängebrücke, die ein wenig schwankt. Das sorgt für das richtige Feeling, wenn man direkt über dem Abgrund steht.
Später ging es weiter nach Rivière-du-Loup, wo wir unser Nachtquartier bezogen. Wir hofften, dass wir von dort am kommenden
Am Anfang war noch nicht viel durch den Nebel zu sehen …
Samstag, 10.7.
Der Regen hatte sich weitgehend auf dem Boden verteilt, und der Wetterbericht verhieß zumindest Trockenheit, so dass wir doch das vormittägliche Boot um 9.30 ansteuerten. Es hing zwar noch Nebel über dem Sankt-Lorenz-Strom, aber das würde sich vermutlich ändern, wenn erst mal die Sonne schien. Wir enterten also den Kahn, ließen uns ca. 3,5 Stunden gemütlich übers Wasser schippern und sahen vor allem nichts, davon aber auch erstaunlich viel, denn der Nebel blieb teilweise bestehen. Da die Wale scheinbar heute Spätaufsteher waren, durften wir uns entweder einen Gutschein für eine weitere Tour aus dem Office holen, was uns nicht wirklich viel geholfen hätte, oder für den zweiten Versuch gleich an Bord bleiben.
… später kamen dann die Wale und die Touristen aus ihren Löchern.
Sonntag, 11.7.
Eigentlich hatten wir den angeblich zu den schönsten Parks Ostkanadas[24][24] Für unseren Geschmack konnte er nicht mit dem Fundy National Park (siehe 13. Juli) und dem Cape Breton Highlands National Park (siehe Cabot Trail 15./16. Juli) mithalten. gehörenden Parc
Ich habe noch nie so viele …
Im Visitor-Center stelle ich immer gerne die Frage, was man denn unbedingt gesehen haben muss, wenn man nur einen Tag zur Verfügung hat. Der freundliche Herr antwortete wie aus der Pistole geschossen. Er hatte die Frage wohl schon häufiger gehört. Anschließend machten wir uns auf zu wandern und zu entdecken. Dabei waren auch ein paar Elche, die sich allerdings entweder zu weit weg
… schöne und abwechslungsreiche …
Auf dem Weg in die Provinz New Brunswick, die sich von der niedersächsischen Stadt Braunschweig ableitet, führte uns das Navigationssystem zu einer Fähre, die augenscheinlich nicht mehr in Betrieb war. Zugute halten muss man ihm, dass die Karten auch schon mindestens aus dem letzten Jahr stammten. Eine Gruppe von vier Leuten, von denen mindestens zwei nüchtern waren, die aber trotzdem durchschnittlich mehr als ein Promille intus hatten, bestätigte uns,
… Sonnenuntergänge gesehen …
Montag, 12.7.
Da wir durch den vorherigen Tag sehr weit nach Westen abgedriftet waren, ersetzten wir das ursprünglich im Reiseführer als unbedingt sehenswerte bezeichnete Kings Landing Historic Settlement durch das ebenso wärmstens empfohlene Village Acadien bei Caraquet. Später stellte sich im Gespräch mit anderen Reisenden heraus,
… wie in Kanada.
Michael entschloss sich, heute einen Tag Urlaub zu machen, und so besuchte ich das Open-Air-Museum bei Nieselregen alleine. Dort sind ca. 40 Häuser rekonstruiert oder aus anderen Teilen der kanadischen Ostküste dorthin transportiert. Im Original stammen die Gebäude aus den Jahren von 1753 bis 1949. In jedem Haus befinden sich ein bis zwei Leute, die etwas zur Funktion des Hauses, zu den früheren Besitzern oder Erbauern sagen, oder sie führten vor, wie man Wolle macht oder Flachs spinnt. Das Ganze nennt sich Living History. Einerseits hätte es auch geholfen, hätten dort adäquate Tafeln mit Text gestanden, andererseits konnte man so die Fragen stellen, die einen interessierten. Alle Angestellten waren in historische Gewänder gekleidet, und auch ganze Kindergruppen liefen darin herum, so dass man ein lebendiges Gesamtbild der damaligen Zeit erhaschen konnte.
Auch heute Abend machten wir wieder einige schöne Bilder vom Sonnenuntergang, die mir in diesem Urlaub besonders farbenfroh und gelungen erschienen.
Familie im Village Acadien bei Caraquet.
Nette Sache am Rande: Als ich an unserem Motel ins Auto steigen wollte, wunderte ich mich, dass Michael nicht kam. Der hatte sich geirrt und stieg aus Versehen in ein anderes Auto, dessen Beifahrertür nicht abgeschlossen war. Zu seiner Verteidigung muss ich aber auch zugeben, dass das andere Auto unserem sehr ähnlich sah: Es besaß auch vier Räder.
Dienstag, 13.7.
Lohnt es sich nach Fundy Bay zu fahren, weil die ganze Architektur des Landes hier einen riesigen Trichter im Atlantik formt, so dass es dort mit über 20 m den höchsten Tidenhub der Welt gibt?
In Fundy Bay gibt es die größten Unterschiede zwischen Ebbe und Flut.
Die meisten Leute wissen zwar, dass die Gezeiten etwas mit dem Mond zu tun haben, sind dann aber auch schon mit ihrem Latein (Verzeihung Physik) am Ende. Ich kann natürlich nicht die Chance auslassen, hier ein bisschen Bildung zu vermitteln, und wer bis hierhin durchgehalten hat, den wir auch das nicht schrecken. Der Mond kreist nicht um die Erde, sondern die beiden Himmelskörper um ihren gemeinsam Schwerpunkt, der sich - zugegebenermaßen - innerhalb der Erde befindet. Aufgrund der Fliehkraft wird das Wasser sowohl auf der Mond zu- und der abgewandten Seite nach außen gedrückt.[25][25] Wenn mir ein Schüler so einen Satz in einer Physikarbeit ablieferte, dann würde ich ihm das Heft um die Ohren schlagen. Die Zentrifugalkraft ist nur eine Scheinkraft, die scheinbar existiert, da wir uns in einem rotierenden Bezugssystem (die Erde, bzw. Erde-Mond) befinden. Das Wasser wird nicht nach Außen gedrückt, sondern "versucht", sich geradlinig weiterzubewegen. Wer es genauer, physikalisch korrekt und pädagogisch aufbereitet haben möchte, dem empfehle ich meinen Unterricht in Jahrgang 10. Daher entstehen zwei Flutberge, die sich gegenseitig abwechseln, so dass alle zwölf Stunden Flut und dazwischen Ebbe ist. Das ist so wie mit dem eigenen Bankkonto, nur dass da die Ebbe meistens länger als die Flut dauert.
Knapp sechs Stunden später waren wir also erneut an derselben Stelle, um Vergleichsbilder aufzunehmen. Hätten wir vorher gewusst, wie weit sich das Meer zurückzieht, dann hätten wir unsere Vorher-nachher-Aufnahmen gewiss anders angelegt. Beeindruckend war der Unterschied auf jeden Fall.
Die Zwischenzeit vertrieben wir uns - neben der Mückenabwehr - mit der Besichtigung interessanter Waldareale und Wasserfälle, die verspielt durchs Unterholz plätscherten. Da schlägt das Herz des Fotografen höher.
Mittwoch, 14.7.
Die drei bestimmenden Merkmale dieses Tages waren Regen, Nebel und Regen. Ursprünglich hatten wir überlegt, ob wir am Hopewell Cape mit unseren Kameras eine Zeitraffer-Aufnahme des steigenden und zurückweichenden Wasser machen sollten, aber die Idee war schnell verworfen, da viel zu viel Wasser von oben kam. So bewaffneten wir uns mit Schirm und Regenjacke und marschierten tapfer durch das Gelände, das bei gutem Wetter sicherlich noch eindrucksvoller gewirkt hätte. Als die Flut allerdings weit genug eingesetzt hatte (diesmal hatten wir bei
Kletternder Elch.
Das Motel, das wir abends aussuchten, reihte sich ein wenig ins Wetter ein: Im ersten Zimmer regnete es durch[26][26] Das kenne ich von früher. Da kann ich mich gleich wie zu Hause fühlen., im zweiten war die Scheibe teilweise zerbrochen. Da dies aber nur die Hälfte der Doppelverglasung betraf, suchten wir uns kein drittes Zimmer aus.
Donnerstag, 15.7.
Zuerst folgten wir dem Ceilidh Trail nach Norden. Dass es außer Natur (insbesondere Küste) hier nichts gab, merkte man schon daran, dass eine Sammlung von Vogelscheuchen ein Highlight
Stehender Elch.
Schlängelnder Elch.
Freitag, 16.7.
Die zweite Hälfte des Cabot Trail war nicht ganz so schön, bot aber trotzdem tolle Ausblicke, nette Hiking-Trails und schöne Strände, die allesamt zum Verweilen einluden, wenn man sich die Zeit dafür nahm, so wie wir es getan haben. Abends schafften wir noch ein paar Kilometer und standen dort, wo unser Navigationssystem eine Brücke sah, plötzlich vor einer Fähre.
Der Cabot Trail besticht durch seine schöne Küstenlinie.
Samstag, 17.7.
Der Tag begann äußerst gelungen, erfuhren wir doch, dass vor 125 Jahren der erste Nationalpark Kanadas gegründet wurde. Dies wurde gefeiert, indem alle Parks heute ohne Eintritt zu besichtigen seien. Dazu gehörte netterweise auch das Fortress Louisbourg, das wir heute sowieso in unserem Programm hatten, und wir waren nicht traurig, die 25 € dafür zu sparen, obwohl es sich bei der Festung nicht direkt um einen Park handelte.[29][29] Ein Tipp für Sparfüchse: Der 125. Geburtstag findet nur dieses Jahr statt, der Canada-Day (1. Juli) dagegen jedes Jahr, und auch dann ist der Eintritt kostenlos.
Als die Franzosen Anfang des 18. Jahrhunderts in Amerika von den Briten immer mehr unter Druck gerieten, gründeten sie Louisbourg und errichteten dort eine große und hervorragend gegen die See geschützte Festungsanlage, die Quebec City schützen sollte. Wer aufmerksam gelesen hat, der hat vielleicht schon den Pferdefuß bemerkt: Leider war die Stadt gegen Landangriffe sehr unzureichend gesichert, und fiel 1745 nach kurzer Belagerung an die Briten. Schon drei Jahre später gaben diese die Stadt zurück im Austausch gegen andere Gebiete auf dem Globus. Dies hielt die Briten nicht davon ab, den Posten 1758 wieder mit diesmal etwas größerem Aufwand zu erobern. Damit es das nächste Mal leichter werden würde, deportierten sie die dort leben Franzosen und zerstörten alle Wälle. Louisbourg verfiel daraufhin in Bedeutungslosigkeit und die Gebäude ebenso.
Erst 1960 wurde man wieder darauf aufmerksam und rekonstruierte ca. 20 % der Gebäude. Diese werden durch ca. 150 Leute (viele davon Schauspieler in historischen Gewändern) und mehr als 100 Freiwillige mit Leben gefüllt. Von der Art her erinnerte es an das Village Acadien bei Caraquet[30][30] Vgl. 12. Juli., aber es war inhaltlich deutlich anders - schon alleine wegen des relativ engen Zeitraums Anfang des 18. Jahrhunderts, dessen Leben es nachbildete, und der deutlich militärischen Prägung. Von daher war es gut, dass ich beide Museen gesehen hatte.
Wir verbrachten den ganzen Tag von 10.00 Uhr morgens bis zum Schließen um halb sechs dort, nahmen an einer allgemeinen Führung (sehr zu empfehlen) und einer Führung über die aktuellen Ausgrabungen der restlichen 80 % (auch nicht schlecht) teil,
Akteure im Fortress Louisbourg bei der Arbeit.
Es war sogar so interessant, dass Michael weitestgehend tapfer ohne Essen durchhielt. Wir hatten morgens gut gefrühstückt, und mir reichte es dann nachts, nach ein paar Stunden Autofahrt, noch zwei Scheiben Toastbrot zu essen. Michael war da im Allgemeinen verständlicherweise anspruchsvoller. Ihn konnte ich glücklich machen, indem ich ihm Teile meines Essen anbot. Dirk und Michael sind sich doch ähnlicher, als sich auf den ersten Blick erahnen lässt.
Sonntag, 18.7.
In Halifax lungerten wir erst ein wenig auf der Promenade herum und besuchten dann das Maritime Museum. Es beherbergte auch eine gut gemachte Sektion zum Thema Titanic[31][31] Die Titanic war ein … Nein, dazu erzähle ich nichts. Ich gehe davon aus, dass deren Geschichte ausreichend bekannt ist., in der ein paar Fundstücke zu sehen waren, denn 1912 wurde aufgrund seiner Lage von Halifax aus Boote los gesandt, um die Toten zu bergen.
Die große Zitadelle der Stadt - in der auch mal wieder Living History feil geboten wurde - umkreisten wir einmal, ließen sie aber ansonsten links liegen. Davon hatten wir nun genug gesehen.
Montag, 19.7.
Den letzten Tag nutzten wir noch zu einem Abstecher nach Lunenburg. Wer - wie ich - aus der norddeutschen Heide stammt, dem fällt es nicht schwer zu erraten, woher die Gründer der Stadt stammten. Schon die Nachbarstadt Mahone Bay zeigte drei schön restaurierte direkt nebeneinander liegende Kirchen, Lunenburg selber lockte mit einer schönen Waterfront, nett gestalteten alten Häusern und einem guten Fischereimuseum. Letztes verstand es aber nicht so wirklich, mich völlig zu packen. Vielleicht lag es daran, dass wir ein inhaltlich ähnliches Gebiet am Tag vorher abgegrast hatten, aber auch die teilweise überfrachteten und nicht immer ausreichend beschrifteten Räume trugen dazu bei. Das klingt eventuell vernichtend, soll es aber gar nicht sein. Sehenswert ist es allemal.
Auf dem Rückweg fuhren wir an einem lichterloh brennenden Auto vorbei, was mir deutlich gemacht hat, wie froh ich eigentlich war, als ich unseren Mietwagen nach fast 5000 km am Steuer (Michael war nur Beifahrer) unbeschadet wieder abgeben konnte. Unser Auto hätte allerdings auch gar nicht brennen können, denn bei der Rückgabe war fast kein Sprit mehr im Tank. Man muss das ja ausnutzen, wenn man den Wagen leer zurückgeben soll.
Dienstag, 20.7.
Tobi hatte schon gewitzelt, dass uns niemand abholen müsse. Es würde doch reichen, wenn sie ein Fahrrad für mich hinstellen würden, denn Gepäck habe ich ja nach dem Rückflug sowieso nie dabei.[32][32] Vergl. diverse Reiseberichte von mir. Damit hatte er sich aber geirrt, und wir kamen vollständig, verfrüht und mit Gepäck wieder in Hannover an.