Bären und Bögen
Eine Reise durch Alaska und den Westen der USA
Druckversion als PDF-Dokument (4,2 MB)
Prolog
"Ich will Eisbären!"[1][1] Gab es nicht mal eine Reisetouristikgruppe, die mit dem Slogan "Ich will Kühe" Werbung machte? so begann Dirk seine Eröffnungsverhandlungen zu unserem nächsten gemeinsamen Reiseziel. Er wollte ins ewige Eis. Hatte ihn etwas das Knut-Fieber angesteckt? Keine Ahnung,
Süße Eisbären sahen wir zwar nicht, aber dafür wurden auch die Braunbären keine Problembären für uns.
Schnell war eine gut organisierte Kreuzfahrt mit einem russischen atomar angetriebenen Eisbrecher gefunden, die wirklich gut klang. Sogar einen Hubschrauber gab es an Bord, Eisbärsichtungen waren äußerst wahrscheinlich, und ein Besuch des Nordpols (allerdings ohne den Weihnachtsmann dort zu treffen) wurde garantiert. Die Reise hatte nur einen winzigen Schönheitsfehler: Mit 19.000 € pro Person sprengte sie geringfügig unser Reisebudget.[2][2] Falls es für den Preis allerdings einen Trip ins All gäbe, dann würde ich schon ins Grübeln kommen. Werbung dazu also bitte an mich schicken.
Alternativen? Spitzbergen und Grönland boten sich an, aber auch die Reisen waren nicht wirklich preiswert. Dazu kam, dass uns die dortigen sonstigen Möglichkeiten eher
Die inoffizielle Flagge von Alaska.
Die Fluggesellschaft, die uns dort hinbringen sollte, war mal wieder Air France, obwohl wir doch eigentlich nie wieder mit denen fliegen wollten.[3][3] Siehe Reisebericht Südafrika (2008). Angst vor einem Crash hatte ich nicht. Wahrscheinlich sterben auch weniger Leute durch Abstürze als durch das an Bord angebotene Essen.[4][4] Das vermuten zumindest die Wise Guys, und ich kann diese These nur unterstützen.
Kurz vor dem Abflug kam wie immer das, was besonders bei Frauen einen großen Schrecken auslösen kann: das Wiegen. Diesmal war mein Gepäck allerdings so leicht,
So macht das Fliegen noch Spaß.
Freitag (10. Juli)
Die Anreise verlief mal wieder ereignislos, wenn man von den vielen kleinen Vorkommnissen absieht, mit denen versucht wird, uns das Reisen zu verleiden: die nicht funktionierende Reservierung der Plätze, der Pariser Flughafen, auf dem wir alleine eine gefühlte viertel Stunde mit dem Flugzeug durch die Gegend fuhren, bis wir unseren Platz am Terminal erreicht hatten, die vielen, teilweise sehr aufwändigen Kontrollen[5][5] Was bringt eigentlich eine Überprüfung des Reisepasses, wenn der Beamte dabei noch nicht mal in den Pass hinein schaut?, das Abholen unseres Gepäcks bei der Zwischenlandung in Seattle, um es gleich darauf wieder aufzugeben[6][6] Aber immerhin ist es mit uns in Anchorage eingetroffen. Man muss sich schließlich an den kleinen Überraschungen im Leben erfreuen., die Mahlzeit im Flugzeug, die sechs Dollar kostet, die Frage "Ist hier ein Arzt an Bord"[7][7] Dirk: "Hey, das ist das erste Mal, dass wir in Quarantäne gesteckt werden.", die Mutter, die ihr schreiendes Kind zur Beruhigung schlägt … Im Gegensatz zum Rückflug war alles prima!
Und dann waren wir da: Alaska, unendliche, menschenleere Weiten, wie es Jack London einst beschrieben hat. Na ja, fast. Erstmal befanden wir uns noch in Anchorage, wo ein Drittel der Bevölkerung lebt, was aber weniger als 300.000 Leute sind. Immerhin lässt das auf den Rest des Landes freuen, wo sich etwas mehr als eine halbe Million Einwohner auf die Fläche von Mitteleuropa verteilt. Nicht umsonst heißt es, dass Anchorage nur 20 Kilometer von Alaska entfernt sei.[8][8] Irgendwer hat sich mal beschwert, dass ich zu viele Fußnoten in meine Reiseberichte einbaue. Hmm, mal schauen, wie es diesmal wird. Im Zweifelsfall kann man die weglassen, aber ich empfehle, sie trotzdem zu lesen. Ich will mir ja schließlich nicht umsonst so viel Arbeit gemacht haben.
Samstag (11. Juli)
Wenn man ein wenig die Augen offen hält, dann finden sich im Netz ein paar ungewöhnliche (nicht ernst gemeinte) Ratschläge für den Umgang mit Bären:
Weil in letzter Zeit die Begegnung mit Grizzlybären und Touristen drastisch zugenommen hat, gibt das Tourismus-Büro von Alaska folgende Warnung an Wanderer, Fischer und jeden, der in der Wildnis herumstreift, heraus: Wir raten allen, kleine, laute Glöckchen an der Kleidung zu tragen, damit Bären nicht aufgeschreckt werden, wenn man sich ihnen nähert. Wir raten weiter, eine Pfefferspray-Dose mit sich zu tragen, um den Bären damit abzuwehren. Vor allem sollte man immer nach Bärenaktivitäten Ausschau halten. Dazu ist es wichtig, dass man den Kot von Schwarzbären und Grizzlybären unterscheiden kann.
Seht ihr, liebe Schüler, das kommt davon, wenn man nicht aufpasst.
Oder:
Frage: "Darf man Bären füttern?" Antwort: "Bären sind wilde und gefährliche Tiere. Es ist verboten, sie zu füttern." Frage: "Dürfen unsere Kinder mit den Bären spielen?" Antwort: "Wie ich schon gesagt habe: Es ist verboten, die Bären zu füttern."
Da wir gerade im Training waren, flogen wir sofort weiter nach King Salmon und von dort per Wasserflugzeug nach Brooks Lodge im Katmai National Park.
Erfolg ist weder eine Frage des Alters noch der Größe.
Grizzlybären gibt es im Park nicht, was schlicht und einfach an der Bezeichnung liegt: Braunbären leben an der Küste und fressen Lachs, während Grizzlys im Landesinneren hausen und nur Lachs essen, wenn sie einen Supermarkt ausrauben. Weitere Unterschiede gibt es nicht. Wenn man also einen Braunbären nicht mehr an seinen Lachs kommen lässt, dann wird er automatisch zum Grizzlybär, aber egal wie viel Eiscreme man ihm gibt, ein Eisbär wird es nie.[9][9] Die spinnen, die Bären. So ein Bär kann auf kurze Distanzen über 50 km/h schnell werden, was bedeutet, dass man mindestens 50 Meter Abstand halten sollte. Wahrscheinlich waren wir nicht immer so weit entfernt, aber ich muss im Notfall ja auch nicht schneller als das Tier laufen, sondern nur schneller als Dirk.
Kein guter Tag war es allerdings für unsere Kameras. Dirk schickte seine beim Aussteigen aus dem Flugzeug schwimmen. Danach gab der Knipskasten bis zum Ende des Tages keinen Ton mehr von sich, ließ sich aber später wieder reanimieren. Mein Fotoapparat litt dagegen unter Minderwertigkeitskomplexen, da dort Objektive durch die Gegend getragen wurden, die um ein Vielfaches größer und länger als meine waren. Immerhin beeinträchtigte das aber nicht die Qualität der Aufnahmen, so dass sowohl die Bären als auch der Lachs gut abgelichtet wurden, teilweise auch der eine im Maul des anderen.[10][10] Wer in wessen Schnauze gesprungen ist, kann der Leser sicher alleine herausfinden.
Abends flogen wir zurück zu unserem Hotel in King Salmon, das mit gut 400 Einwohnern die zweitgrößte Stadt im Umkreis von ca. 100 km war. Dort nahmen wir auch die Rucksäcke in Empfang, die wir hier morgens deponiert hatten. Kaum stellt man seine Sachen (einschließlich Laptop)
Die Bilder sind irgendwie ein bisschen bärenlastig, oder? Keine Angst, das gibt sich.
Sonntag (12. Juli)
Unser Hotel war im weitesten Sinne zweckmäßig aber alles Andere als überragend. Die Toilette zog nicht richtig (Eigentlich war es ein Wunder, dass sie nicht überlief.), und es gelang uns beim besten Willen nicht, die Dusche in Gang zu setzen. Besonders hart wurde es dann für Dirk, da die Frühstücksbar zehn Minuten verspätet erst zwanzig Minuten vor der Abfahrt öffnete. Es war dabei schnell klar, dass die Frau, die langsam über die Straße auf uns zugeschlendert kam, mit den mehr als zehn Personen, die sehnsüchtig auf sie warteten, nicht in 15 Minuten fertig werden würde - insbesondere, da sie gleichzeitig auch für das Auschecken zuständig war. Daraufhin cancelten wir zum Entsetzen meines Mitfahrers das Frühstück und starteten schließlich ohne Mahlzeit in den Tag. Überhaupt galt der Versorgung mit ordentlichen Mahlzeiten nicht unsere Hauptaufmerksamkeit, wodurch Dirk die langen Zwischenräume des Öfteren tapfer mit Äpfeln, Süßigkeiten und trocken Brot überbrücken musste.
Wieder starteten wir von Brooks Falls aus, diesmal zu einer Tour ins "Valley of 10000 Smokes"[12][12] Zu Deutsch: "Tal der 10000 Raucher".. Die Fahrt hatten wir von Deutschland aus gebucht, aber schon am Vortag hatte sich herauskristallisiert, dass davon hier niemand etwas wusste. Wir durften aber trotzdem mitfahren, mussten halt nur erneut bezahlen.
1912 fand in diesem Tal der größte Vulkanausbruch des letzten Jahrhunderts statt. Da er in einer ziemlich einsamen Gegend in die Luft ging, wurde kein Mensch verletzt, aber die Asche regnete sogar noch in Afrika nieder.
Lupinen sind glücklicherweise wenig schreckhaft und halten gerne beim Fotografieren still.
Die häufigste Frage, wenn ich erzählt habe, dass ich Richtung Yukon reise, war: "Wie warm ist es denn da?" Böse Zungen behaupten, dass es in Alaska vier Jahreszeiten gibt: Juni, Juli, August und Winter. Trotzdem betragen in Anchorage, wo wir unsere Reise begannen, die durchschnittliche Temperaturen im Juli nur drei Grad weniger
Malerische Innenstadt von Anchorage.
Anschließend flogen wir zurück nach Anchorage, nahmen unser Auto in Empfang. Dieses Auto half uns unwahrscheinlich bei der möglichen zukünftigen Entscheidungsfindung, ob wir lieber Automatik fahren oder selber schalten. Es reagierte nämlich beim Beschleunigen so extrem träge, dass man den Vorgang fünf Minuten vorher (vermutlich im besten Falle schriftlich) ankündigen musste. Außerdem haben wir uns des Öfteren ob dieses fahrbaren Untersatzes geschämt, denn eigentlich muss man in Alaska mit einem Wohnmobil unterwegs sein.
Sportliche Vorführung im Heritage Center: Der Wettkämpfer ist dabei im Sitzen gestartet und hat anschließend nach dem Hochdrücken mit einem Arm den kleinen Ball mit dem Fuß getroffen.
Dann steuerten wir das Hotel an, in dem wir schon zwei Nächte vorher residiert hatten. Dies hatte nämlich zwei Vorteile: Erstens hatten wir dort einen Großteil des Gepäcks gelassen, und zweitens wussten wir, dass wir dort eine Dusche bekommen würden.
Montag (13. Juli)
Ich dachte, es kann uns nicht passieren, aber heute haben wir doch verschlafen und sind erst um halb Neun aufgewacht. Da wir nicht in Zeitnot waren, konnten wir - sehr zur Freude von Dirk - doch noch frühstücken, bevor wir uns in die City von Anchorage aufmachten. Die Stadt wurde erst 1915 gegründet, um einen Ausgangspunkt für den Bau einer Eisenbahnstrecke quer durchs Land zu haben. Häuser aus der Zeit gibt es allerdings wenige, was unter anderem daran liegt, dass die meisten davon bei einem riesigen Erdbeben von der Stärke 9,2 auf der Richterskala[13][13] Eigentlich müsste es Momentanmagnitude heißen. Diese führt die Richterskala, die aus rein messtechnischen Größen nur bis 6,5 anwendbar ist, nach oben fort. zerstört wurde. Dies war das stärkste Beben, was jemals auf dem amerikanischen Kontinent gemessen wurde. Ich war etwas überrascht, dass es als "Good-Friday[14][14] Wörtlich: "Guter Freitag""-Erdbeben in die Geschichte eingegangen ist, bis ich erfuhr, dass "Good Friday" die englische Übersetzung von Karfreitag ist. "Good" war früher eine Bezeichnung für "Heilig". Alaska selbst gehört zu einem Erdbebengebiet. Hier schiebt sich die pazifische unter die nordamerikanische Platte, so dass die schon jetzt majestätisch bis über 6000 Meter aufragenden Berge immer noch größer werden.
Nach dem Stadtrundgang besuchten wir ausführlich das sehr sehenswerte Alaska Native Heritage Center, das sich mit der Geschichte und Kultur der Ureinwohner beschäftigt. Die ersten davon erreichten Alaska vor ca. 30.000 bis 14.000 Jahren[15][15] Die Schätzungen darüber klaffen sehr weit auseinander. über die Landbrücke, die damals Nordamerika mit Asien verband. Wahrscheinlich wurde von dort auch der Rest des amerikanischen Doppelkontinents besiedelt. Alaska ist übrigens die größte Exklave[16][16] Es gehört zu einem Land, ist aber räumlich von diesem getrennt und nur über ein anderes zu erreichen. der Erde. Im Museum selbst kamen die Ureinwohner
Der Aialik-Gletscher beim kräftigen Kalben: Dies kann, muss aber kein Vorbote der Klimaveränderung sein.
Nach einem Abstecher zum Supermarkt - Dirk baute für das Abendessen vor - ging es weiter nach Seward[17][17] Dies wurde nach William H. Seward benannt, der später noch wichtig wird.. Sehr erfreulich war, dass hier nicht um sechs Uhr abends das Licht ausging. So konnten wir weiterhin die Landschaft genießen und an manch schönem Aussichtspunkt aussteigen und ein wenig verweilen. Dunkel wurde es dagegen nie so richtig. Oft haben wir uns abends gewundert, wie spät es denn schon ist, da uns die Helligkeitsverhältnisse eigentlich signalisierten, dass es noch mitten am Tag sein müsse.
Dienstag (14. Juli)
Nachdem wir in den letzten Tagen oft genug in der Luft gewesen waren, ging es diesmal aufs Meer hinaus. Dort kreuzten als Erstes ein paar
Papageientaucher treffen wir im Flug …
… und im Portrait.
Alaska ist geologisch gesehen ein junges Land, das aus vielen verschiedenen Erdkrustenblöcken besteht. In den letzten Jahrmillionen wurde es vor allem dadurch geformt, dass sich die Pazifikplatte unter die Nordamerikanische Platte schiebt. Dadurch wird Alaska nach oben gedrückt. Die Berge im Westen falten sich weiter auf, und man erlebt häufiger Erdbeben (siehe oben). Während der letzten Eiszeit war das Land von Gletschern nur so übersät. Diese haben teilweise den Platz für große Fjorde freigemacht.
Mittwoch (15. Juli)
Als Erstes ging es heute zum Seward Sealife Center. Ursprünglich wollten wir dort auch an einer Führung, bei der man näheren Kontakt zu den Tieren bekommt, teilnehmen, verkniffen uns dies jedoch bei einem Preis von 79 $ (zusätzlich zu 20 $ Eintrittspreis). Ansonsten bot das Center einiges an Aquarien und Informationen, aber der ganze große Wurf blieb aus.
Anschließend besuchten wir den Kenai National Park, wo wir erneut in Bezug auf Tiere fündig wurden. Neben dem schon bekannten Braunbären (oder war es ein Grizzlybär?[19][19] Na, aufgepasst? Wo lagen noch mal die Unterschiede? Am Ende wird ein Test geschrieben!) konnten wir auch eine Elchin und ihr Junges ablichten. Lediglich die schön großen Libellen waren zu schnell, um sie nicht nur klein und unscharf auf den Chip bannen zu können.[20][20] Oder ich war zu langsam. Alles ist relativ. Ein paar Tage später war ich relativ zu den Libellen schneller geworden - oder umgekehrt.
Nach einer Wanderung den Bear-Trail entlang zu einem schönen Aussichtspunkt besichtigten wir noch eine alte[21][21] Auch alt ist in diesem Zusammenhang höchst relativ. Mit ihren knapp mehr als hundert Jahren würde sie hier in Deutschland noch nicht mal im Mittelfeld landen. russisch-orthodoxe Kirche in Kenai.
Die russisch-orthodoxe Kirche in Kenai ist die älteste des Bundesstaates.
Unbeeindruckt davon übernachteten wir in einem Motel am Straßenrand, wo wir von einem äußerst traurig dreinblickenden Golden Retriever begrüßt wurden - kein Wunder bei der Nachricht, die er an seinem Halsband trug: "Bitte füttert mich nicht. Ich möchte schlanker werden." Ob der Hund dies wirklich wollte? Wir veranstalten dagegen ein Bar-B-Cue mit Fleisch, was wir selber zwar nicht geschossen aber dennoch erlegt hatten, denn es war wirklich ein Kampf, im Supermarkt für uns geeignete Steaks zu finden. Mal handelte es sich um Fett am Knochen, mal war der Preis jenseits von Gut und Böse, und die besondere Schwierigkeit war es, nicht gleich mehr als ein Kilogramm auf einmal kaufen zu müssen. Wenn man sich aber so auf der Straße umschaut, dann glaube ich gerne, dass nur wenige Personen so kleine Portionen kaufen wie wir.
Donnerstag (16. Juli)
Bei der Orientierung half uns mal wieder das Navigationssystem von Dirk, dass uns in Südafrika sehr gute Dienste geleistet hatte. In Alaska war die
Idyllischer Wasserfall, zu dem mir gerade kein blöder Spruch einfällt. Ich bitte diesen Fauxpas zu entschuldigen.
Heute machten wir uns auf den Weg nach Whittier, um uns von dort mit der Fähre über den Prince William Sound übersetzen zu lassen. Gerne wären wir schon am Vortag gefahren, aber da war das Schiff schon ausgebucht. Um Whittier zu erreichen muss man durch einen Tunnel, den sowohl Züge als auch Autos benutzen. Dies ist die Hauptattraktion des kleinen Ortes, was schon eine Menge über das Kaff aussagt. Dort mussten wir dann eine Menge Zeit totschlagen, da wir laut Anweisung drei Stunden vor Abfahrt anwesend sein sollten. Anderthalb hätten mehr als gereicht.
Die Überfahrt war von viel Nebel begleitet, aber in Anbetracht des Wetters der letzten Tage konnten wir insgesamt sehr zufrieden sein. Im Museum von Valdez hatten wir wie erwartet viel zu wenig Zeit, bis es schloss, aber wir nutzen die halbe Stunde gut dazu, uns den ersten Raum kostenlos anzuschauen.
Weißkopfseeadler.
Anschließend ging es den Richardson-Highway nach Norden. Dort gab es viel zu sehen, und wir nutzten die vielen Haltebuchten um Wasserfälle, Tiere, einen Gletscher und überhaupt viel Umgebung zu genießen. Dass es dabei immer später wurde störte uns wenig, da es zum Fotografieren und Sehen bis mitten in die Nacht hell genug war.
Freitag (17. Juli)
Ab ging es zum Wrangell-St. Elias National Park And Preserve, dem größten Park der Vereinigten Staaten, größer als Niedersachsen, und es gibt dort sehr wenige Touristen. Das hört sich in der Theorie klasse an, aber das mit den Reisenden hat auch seine Gründe. Insgesamt führen gerade mal zwei Straßen ein paar Kilometer in die Wildnis hinein, so dass es sich bei dem Park eher um einen nicht erschlossenen Flecken Natur handelt, so dass wir bei der Erkundung alles Andere als erfolgreich waren. Selbst die vom Reiseführer angepriesene Natur fanden wir nur teilweise, so dass wir uns ein wenig enttäuscht in Richtung Fairbanks aufmachten. Nervend waren auch ein wenig die Straßen, die sich bei gefühlter Geschwindigkeit von 30 km/h oft sehr in die Länge zogen. Es ist nicht ersichtlich, dass man auf diesen breiten, gut ausgebauten und leeren Highways oft nur knapp 90 km/h fahren darf.
Gegen Ende konnten wir immerhin noch einen Blick auf die berühmte Trans-Alaska-Pipeline werfen, deren Bild in keinem Reiseführer fehlen darf. Mich hat der Anblick zwar nicht überwältigt, aber interessante technische Details gibt es trotzdem zu berichten: Die Röhre ist nicht fest verschraubt, sondern flexibel auf rollenden Stelzen gelagert und schlängelt sich in wildem Zick-zack-Muster durch die Landschaft, um einerseits die Ausdehnung durch die Erwärmung im Sommer abfangen und andererseits einem Erdbeben standhalten zu können. Darüber hinaus müssen die Stelzen gekühlt werden, damit diese nicht den Permafrostboden auftauen.
Wer hier parkt, der wird Weihnachten wohl leer ausgehen.
Samstag (18. Juli)
Sehr viel erfolgreicher war dagegen der Samstag, den wir am, nein IN Northpole starteten. Findige Amerikaner nannten ihre Stadt so, um damit Spielzeugfabrikanten für diesen Standort zu begeistern. Das hat zwar nicht geklappt, aber trotzdem wird dort das ganze Jahr über Weihnachten zelebriert. Ein großer Weihnachtsmann begrüßt die Besucher, und der Chef persönlich unterzeichnet Karten an brave und unartige Kinder. Und Northpole bot noch mehr: Zivilisation. Das erste Mal seit der Abfahrt aus Anchorage sahen wir
Diese Eisskulptur stammt vom Wettkampf aus dem letzten Februar und wird für die Touristen im Kühlschrank aufbewahrt.
Weiter ging es in die inoffizielle Hauptstadt Mittelalaskas, die als Erstes mit dem Ice-Museum aufwartete. Jedes Jahr im Februar finden in Fairbanks die Weltmeisterschaften im Herstellen von Eisskulpturen statt. Im Museum erfuhren wir mehr über diese Meisterschaft und sahen ein Teil der beeindruckenden Arbeiten, die hier in begehbaren Kühlschränken konserviert wurden. Danach gab es noch eine Vorführung dieser Kunst.
Das University Of Alaska Museum Of The North in Fairbanks präsentierte sich mit einem überraschenden Mix aus Ausstellungsstücken, bei denen Dirk und ich den roten Faden irgendwo zwischen Hubble-Teleskop, Eisbären und Pearl Harbor verloren. Auch widersprüchliche Angaben, zum Beispiel welcher der Bären nun eigentlich das größte fleischfressende Säugetier des Planeten ist, hinterließen den Nachgeschmack, dass man aus der Ausstellung deutlich mehr hätte machen können.
In Chena Springs tauchten wir nach Island[22][22] Siehe Reisebericht Island (2002). und Peru[23][23] Den Verweis gibt es später. Ich will ja nicht alles auf einmal verraten. mal wieder in heiße Quellen ein. Obwohl das Wasser in Becken geleitet wurde, konnte man die Atmosphäre des Außenpools gut genießen, und mit etwas über 40 °C war sie auch für ausdauernde Aufenthalte geeignet, ohne dass einem kalt werden musste.
Danach besuchten wir Mary Shields, eine Musherin, die 1974 als erste Frau am berühmten Iditarod-Schlittenhunde-Rennen teilnahm und ins Ziel kam.
"Ich könnte viel entspannter Fressen, wenn nicht dauernd jemand anhalten würde um zu fotografieren."
Sonntag (19. Juli)
Wir hatten mal wieder eine weite Fahrtstrecke vor uns, da wir am Abend erneut in Anchorage sein mussten. Entlang des Parks Highway stoppten wir in Nenana, das mit ein paar schön anzusehenden alten Gebäuden (unter anderem einem Bahnhof) aufwartet. Dort konnten wir auch die rasante Eisenbahn bestaunen, die sicherlich mit doppelter Schrittgeschwindigkeit durch das kleine Örtchen raste. Da verwundert es nicht, dass es Waggons gibt, die eine Open-Air-Aussichtsplattform bieten. Man stelle sich das mal bei einem ICE mit Tempo 250 vor.
Die zweite Frage, die uns üblicherweise gestellt wurde, war: "Wart ihr schon im Denali?" Am Denali National
Bahnhof von Nenana.
Eine weitere Sache ging uns durch die Lappen: riesiges Gemüse. Da die Tage in Alaska sehr lang sind, kann das Gemüse in den Sommermonaten sehr viel Sonne abbekommen. Dies führt zu ungeheurem Wachstum. Der schwerste Kohlkopf soll 47 kg gewogen haben. Die, die wir gesehen haben, waren wirklich nicht klein, von dieser Größe aber noch weit entfernt, was daran lag, dass ja auch noch nicht Erntezeit war.
Ich bin es von Autovermietungen gewohnt, dass man das Fahrzeug mit vollem Tank abgibt. Uns war allerdings bei der Anmietung mitgeteilt worden, dass dies nicht nötig sei. Schon vorher war klar, was daraus folgen würde, und so war es auch: Ein paar Meilen vor der Stadtgrenze von Anchorage meldete sich der Wagen und meckerte, dass bald das Benzin alle sein. Wir fuhren trotzdem mutig weiter, machten noch einen Abstecher durch die Innenstadt und kamen schließlich knapp aber immerhin bei der Rückgabestelle der Autovermietung an. Kurz nach langen Kontrollen und Mitternacht bestiegen wir das Flugzeug nach Los Angeles.
Montag (20. Juli)
Die Nacht war kaum vorhanden, aber zum Ausgleich haben wir auch nicht gut geschlafen, so dass wir um sechs Uhr nur wenig erholt in den Tag starteten. Nachdem wir das Auto abgeholt hatten, fuhren wir daher erst mal ans Meer, um uns in den Fluten aufzuwecken, was auch prima gelang. Wir
In der Show "Waterworld" in den Universal Studios …
Die Stadt Los Angeles hat ca. 3,8 Millionen Einwohner, mit Umland sind es sogar knapp 13 Millionen Bürger. Da kann man sich gut vorstellen, dass das Navigieren mit dem Auto über die Highways[24][24] Teilweise verlaufen dort sieben Ebenen übereinander. nicht immer einfach ist. Das Navigationssystem funktionierte aber mal wieder, und oft gelang es uns sogar, seine Anweisungen richtig umzusetzen.[25][25] Die Male, die wir trotz seiner Führung falsch abgebogen sind, wollten wir natürlich nur beweisen, dass wir einen eigenen Willen besitzen und nicht jeder Aufforderung unreflektiert Genüge leisten.
Schwächeln ist nicht unsere Stärke, und daher hatten wir auch heute ein ordentliches Tagespensum vor uns. Ab diesen Tag war das Hauptmotto des Urlaubs "Steine" im weiteren Sinne,
… geht es heiß her.
Der "King of Pop" kam persönlich vorbei, um uns zu begrüßen.
Dienstag (21. Juli)
Eigentlich ist ja jeder Bürgersteig, auf dem Dirk und ich wandeln, ein Walk Of Fame, aber manch einer könnte das anders sehen. Daher besuchten wir die offizielle Meile in Hollywood, wo sich manch wichtige Leute und noch viele mehr verewigt haben. Außerdem stolpert man dort natürlich massenhaft über alle möglichen Prominente. Na ja, zumindest in der Theorie. Michael Jackson ist ja leider tot, Dolly Buster sowieso nur ansatzweise natürlich, und Elvis verkauft Pommes in Uelzen und hört NDR2[26][26] Es gab da mal eine Werbung mit eben diesem Inhalt. Getroffen habe ich ihn dort aber nie persönlich.. So sahen wir dann nur Mickey Mouse und Superwoman herumflanieren, und ich bin mir nicht sicher, ob das nicht auch nur Fakes waren. Die meisten Prominenten erlebten wir bei der feierlichen Eröffnung des Wachsfigurenkabinetts. Laut den ausgestrahlten Videoaufnahmen aus dem Inneren müssen irgendwo auch Angela Merkel, Marilyn Monroe und Yes-We-Can-Obama anwesend gewesen sein.[27][27] Für alle die, die über diese Zusammenstellung grübeln: Lest noch mal genau durch, was für ein Museum dort eröffnet wurde.
Weiter ging es in die untypische Downtown, die auch die einerseits moderne, andererseits trotzdem schöne Kirche "Cathedral of Our Lady of the Angels", die 2002 geweiht wurde, beherbergte.
Unser Mietwagen - aus Parkplatzgründen hatten wir uns für die kurze Fassung entschieden.
Aber schon Jahre vorher war rund um die Stadt eine Menge los. Das weiß man vor allem daher, dass es hier schon vor 40.000 Jahren einige Teergruben gab, die durch aufsteigendes Öl verursacht wurden.[29][29] Das war vermutlich die erste Ölpest der Welt. Dieser See aus Teer wurde von wilden Tieren vor allem dazu genutzt, in ihm steckenzubleiben und ihr Leben auszuhauchen.
An den Teergruben ist nachgebildet, wie es hier vor einigen zehntausend Jahren ausgesehen hat. Die umgebenden Häuser sollte man sich dafür weg denken.
Für den Abend hatten wir uns den Besuch eines kulturellen Gaumenschmauses vorgenommen. Wer dabei an Theater, Oper oder Musical denkt, der irrt sich: "When in Rome, do as the Romans do."[31][31] Englisches Sprichwort, zu deutsch: "Wenn du in Rom bist, verhalte dich wie die Römer." Wir gingen daher zum Baseball, denn gibt es etwas, was typischer für Amerika ist, wenn man mal von der Invasion fremder Länder absieht? Die Atmosphäre (beim Baseball) war nett, und da wir uns vorher noch die Regeln angesehen hatten, verstanden wir sogar, warum die Fans um uns herum manchmal so begeistert kreischten. Das wichtigste aber war: Die LA Dodgers haben die Red Socks Cincinatti abgesägt, oder wie es so schön heißt: WIR[32][32] WIR sind ja schließlich auch Papst. haben gewonnen.
Keinen Preis gewonnen hätte unser Reiseführer. Der ließ doch öfters entscheidende Informationen zu Sehenswürdigkeiten aus
Wiederaufgebaute historische Westernstadt von Calico.
Mittwoch (22. Juli)
Vor uns lag die Mojave Dessert mit rund 35.000 Quadratkilometer Wüste. Die Sanddünen erstreckten sich bis zum Horizont und wanderten fleißig hin und her. Da konnte man nicht mal eben zum Fotografieren anhalten, weil einen dann ganz schnell eine Düne überrollt hätte.
Natürlich war es nicht so, und das war uns auch schon vorher klar. Es war ja nicht unsere erste Wüste.[33][33] Die Schule ist schließlich auch eine Wüste: Nur Kamele finden dorthin. Viele Felsen und ein paar Sanddünen standen malerisch in der Gegend herum, dazu die größte Sammlung von Joshua-Trees, die es weltweit gibt. Eines hat uns allerdings doch gewundert: Heißt Wüste nicht, dass dort wenig bis kein Wasser fällt? Um uns herum zogen schwarze Wolken auf, es gewitterte und fing sogar ein wenig an zu nieseln.
Madame Liberty war gerade mit einigen Wolkenkratzern aus New York in Las Vegas zu Gast. Vermutlich war es deshalb so voll.
Anschließend fuhren wir weiter bis nach Las Vegas, eine Stadt, die etwas Biblisches an sich hat. Hält das etwa irgend jemand für einen absurden Vergleich? Na ja, als Erstes fällt mir dabei die Hybris eines Turmbaus zu Babel ein. Mitten in der Wüste gebaut wächst Las Vegas mit seiner Glitzerwelt auch heute noch stark an, wobei das Wasser des Colorado, des einzigen größeren Flusses der Region, nicht mehr ausreicht, um die Stadt und etliche weitere Metropolen mit Trinkwasser zu versorgen. Er versandet, bevor er den Pazifik erreicht. Kein Wunder, da der Durchschnittsverbrauch fast 1000l Wasser pro Tag pro Kopf beträgt. Und das Laster des Glücksspiels erinnert an Sodom und Gomorrha, was aber andererseits ein Festschmaus für einen Mathematiker wie mich bedeutet. Das todsichere System im Gepäck setzte ich mich also an den Spieltisch und … Moment, wer das denkt, der hätte entweder im Mathematikunterricht besser aufpassen sollen oder er hat Nobelpreis verdient.[35][35] Der Nobelpreis wird ebenso wenig für mathematische Erkenntnisse vergeben, wie es so ein System gibt.
Vor dem Vergnügen kam aber erst mal die Arbeit, und so schlenderten wir den Las Vegas Boulevard entlang, um uns die wichtigsten Spielhöllen anzusehen. Die Piratenshow vor Treasure Island fiel leider aus, aber der Vulkan vorm Mirage sprühte für uns. Anschließend ließ David Copperfield den Rest unseres Abends durch seine unterhaltsame und überraschende Show verschwinden. Eigentlich haben wir uns nur ein einziges Mal "Wie macht der Typ das?" gefragt, das allerdings 90 Minuten lang.
Um Mitternacht waren wir bereit, unser letztes Erspartes dafür zu riskieren, den Rest unseres Urlaubs zu finanzieren. Wir umkreisten lange verschiedene Herden von Roulette-Tischen,
Grand Canyon vom North Rim aus.
Donnerstag (23. Juli)
Als Erstes erkundeten wir noch ein wenig die Downtown mit dem Wagen und schwenkten dann nach Süden. Leider hielt sich das Wetter die nächsten Tage bedeckt. Was des Wanderers Freud, ist des Fotografen Leid. Trotz der Fahrt durch eine atemberaubende Landschaft weiter zum Grand Canyon kam nur selten der Wunsch zum Knipsen auf. Der blaue Himmel fehlt als schöner Kontrast zu den Motiven. Ich gestehe: Ich bin ein Schönwetter-Fotograf.
Dafür kamen etliche schöne Erinnerungen an den letzten Urlaub, den ich hier verbracht hatte, auf. Vieles kam mir irgendwie bekannt, teilweise sogar vertraut vor. In einem Restaurant fiel unser Blick auf eine Uhr. Moment, war es im Auto nicht noch eine Stunde eher gewesen? Tatsächlich, wir hatten unbemerkt zur Mountain Standard Time gewechselt und dabei eine Stunde verloren.[42][42] Die spinnen, die Zeitzonen. Obwohl wir trotzdem rechtzeitig am Ziel ankamen, fiel der Sonnenuntergang aus, weil die Sonne nicht erschien.
Freitag (24. Juli)
Eigentlich stand der Zion National Park nicht auf unserer Speisekarte, aber wir besuchten ihn dann doch, was wir nicht bereuten. Inhaltlich ist die Gegend eng mit Grand Canyon und Bryce Canyon verwandt.
Ein Salamander schaut uns bei der Arbeit …
Nach dem Besucherzentrum, das in jedem der Parks aufgrund der angebotenen Information ein Muss ist, fuhren wir mit dem kostenlosen Bus zu den Weeping Rocks[43][43] Zu Deutsch: Weinende Felsen.. Dort tropft 1000 bis 1200 Jahre altes Wasser aus den Felsen und bringt dadurch eine überraschende Pflanzenwelt zur Blüte. Das älteste Wasser im Park wird sogar auf 5000 Jahre geschätzt. Anschließend erwanderten wir noch drei sehenswerte winzige Seen, die sogenannten Emerald Pools.
Wir übernachteten in Mt. Carmel Junction, das mit ungefähr vier Gebäuden (zwei Restaurants und zwei Motels) nicht gerade riesig erschien,
… ein Kolibri uns beim Essen zu.
Samstag (25. Juli)
Heute ging es den Scenic Byway 12 entlang, der seinem Namen mehr als Ehre machte. Als Erstes führte er uns am Red Canyon (auch hier ist der Name Programm) vorbei zum Bryce Canyon, DER Canyon für überwältigende Ausblicke überhaupt. Morgens hatte Dirk noch gefragt, was denn der Bryce Canyon als dritter im Bunde nach den letzten beiden Tagen überhaupt Neues bieten kann, und die Latte lag in der Tat schon hoch. Aber als wir da waren, beantwortete sich die Frage von ganz alleine.
Selbst wenn man schon genug Steine gesehen hat, lohnt sich der Weg zur Arena des Bryce Canyon.
Nach einer ausführlichen Begehung und Besichtigung folgten wir dem immer schöner werdenden Scenic Byway bis zum Petrified Forest State Park, der zwar nur einen Wanderweg enthält, aber auf diesem so manche schöne Aussicht und eine Menge versteinertes Holz[45][45] Wer hätte das bei dem Namen gedacht?, das vor 160 Millionen Jahren hier wuchs, offenbarte. Dass nebenbei erneut etliche Tiere unseren Weg kreuzten und sich bereitwillig zum Fotografiert werden in Positur brachten, störte uns natürlich auch nicht.
Sonntag (26. Juli)
Gleich nach dem Aufbrechen stand das Anasazi-Museum in Boulder auf dem Plan. Dort wurde eine Siedlung der gleichnamigen Indianer entdeckt, die hier im 13. Jahrhundert siedelten. Die Informationen zum Stamm sind karg, da er nur 50 Jahre hier lebte und anschließend aus unbekannten Gründen wieder abwanderte.
Der Delicate Arch bei blauem Himmel - ein Anblick zum Genießen.
Weiter ging es in den Capitol Reef Nationalpark, in dem schon Butch Cassidi mit seiner Bande sich versteckt haben soll.[46][46] Auch wir haben ihn nicht dort gefunden. Er bleibt also weiterhin verborgen. Der Gang zur natürlich aus Fels geformten Hickman Bridge stimmte uns schon mal auf den nächsten Tag ein und war landschaftlich durchaus reizvoll, wobei ich das Gefühl hatte, dass wir doch langsam genügend schön geformte und kolorierte Felsen gesehen und erklettert hatten.
Aber wir waren noch lange nicht am Ende des "Steinurlaubs" angekommen, und so ging es tapfer weiter in Richtung Arches National Park. Eigentlich war es ja schon etwas spät, ihn in Angriff zu nehmen, aber mich juckte es in den Fingern. Nachdem Dirk etwas zu Essen bekommen hatte, willigte er ein, so dass wir doch noch aufbrachen. Das ursprünglich gute Fotowetter wechselte schnell, so dass nur wenige Bilder bei Sonnenschein und blauem Himmel gelangen. Ich wollte noch den Sonnenuntergang abwarten, aber Dirk drängte ins Hotel. Ich fuhr dann zwar noch mal los, kam aber zu spät und sah nur noch die Reste eines wundervollen Sonnenuntergangs, den ich leider um wenige Minuten verpasst hatte, was mich deutlich frustrierte.
Montag (27. Juli)
Dafür entschädigte uns das laut Wettervorhersage leicht bewölkte Wetter mit einem strahlend blauen Himmel, unter dem mir das Fotografieren und erwandern der diversen roten Bögen im Arches National Park besonders viel Spaß machte.
Niemand weiß, wann der Skyline Arch einstürzen wird.
Ein bisschen veräppelt fühlten wir uns nach unserem Gang zum "Broken Arch", der gar nicht kaputt war. Er besaß lediglich eine Sollbruchstelle, die vielleicht in ferner Zukunft dafür sorgt, dass es einen Bogen weniger gibt. Erfreut stellten wir fest, dass der riesige Landscape Arch immer noch in voller Pracht erstrahlt. Schon 1995 wurden Wetten angenommen, wann er einbrechen wird. Er ist der zweitgrößte natürliche Bogen der Welt. Den größten hatten wir schon aus großer Entfernung im Zion National Park gesehen, aber der zeigt sich weder fotogen noch beeindruckend.
Am Nachmittag wechselten wir die Straßenseite und besuchten den Canyonland National Park. Hier fließen der Colorado und der Green River zusammen und tummeln sich dann durch diverse Schluchten (unter anderem den Grand Canyon) in Richtung Pazifik. Die Aussicht war wieder einmal beeindruckend, aber sie nutze sich nach einer Woche Felsenlandschaft ab. Außerdem mussten wir erfahren, wie es ist, wenn man mitten in der Wüste des Colorado Hochplateaus 10 Meilen von der nächsten Wasserstelle entfernt[49][49] Ok, der Fluss zu unseren Füßen war Luftlinie näher dran, und wir hätten nur ein paar Schritte nach vorne machen müssen, um ihn 300 Meter tiefer zu treffen. ohne Trinken dasteht. Gut, dass wir mit dem Auto zum nächsten Supermarkt[50][50] Und wir fanden sogar einen. Viele Gegenden sind hier so einsam, dass es manchmal nur Tante-Emma-Läden gibt. fahren konnten. Abends ging es über die malerische und fahrenswerte 184 diesmal auf Augenhöhe direkt am Colorado entlang nach Norden.
Dienstag (28. Juli)
Die letzten Tage haben wir uns eine Menge Nationalparks angeschaut, in denen Wasser und Wind über Millionen von Jahren beschäftigt waren Schritt für Schritt etwas Boden abzutragen, bis irgendwelche bizarren Formen entstanden sind. Heute besuchten wir einen Park, in dem Menschen in Millimeterarbeit Formen aus dem Stein gewannen: das Dinosaur National Monument nördlich der Stadt Dinosaur[51][51] Ja, wirklich! gelegen. Dort ist die Dichte an fossilen Skeletten extrem groß, und es wurden viele bedeutende Funde gemacht. Am besten sehen kann man das im in den 50er Jahren gebauten Besucherzentrum, das allerdings leider gerade den Dinosauriern nacheifert und am Aussterben ist. Wegen Einsturzgefahr ist es gesperrt und wird erst ab 2011 neu aufgebaut. Das provisorische Gebäude liefert nur eine kleine Ausstellung, so dass wir etwas unbefriedigt ins Gelände zogen, wo wir zwar ein paar Funde machten, aber der große Wurf – z. B. das vollständige Gerippe des Eicke-Saurus - blieben aus.
Daher ging es weiter zum Natural History Museum in Vernal, das dann unsere Wissenslücken schloss, bzw. deutlich macht,
Ein Diplodocus wäre sicherlich nicht als Haustier geeignet, wenn man in einer kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung lebt.
Ein Museum über Ureinwohner in Fort Duchesne sollte unseren Tag beenden, aber dies verbarg sich so geschickt, dass wir es nicht fanden. Selbst die Einwohner des kleinen Städtchens wussten nicht, von welchem Museum wir sprachen. Vermutlich war es aber auch gar nicht da.
Mittwoch (29. Juli)
Das Hotel, in dem wir übernachtet hatten, wartete mit zwei großen Überraschungen auf. Die erste war, dass wir beim Einchecken über die Frühstückszeiten aufgeklärt wurden. Es gab Frühstück? Dabei war das Super 8 Motel nicht gerade teuer. Insgesamt waren unsere Übernachtungsquartiere den Urlaub über sehr gemischt gewesen und reichten preislich von 50 bis 150 $, ohne zu erkennen, was so einen großen Preisunterschied rechtfertigen würde - vielleicht mal mit Ausnahme der Tatsache, dass die anderen keine Zimmer mehr frei hatten. Die zweite Überraschung fanden wir, als wir uns auf den Weg zum Frühstück machten: Der Daily Herald, DIE große Tageszeitung von Orem, hatte uns gefunden und sich vor unsere Tür gelegt. Als Erstes sprang mir ihr Motto in die Augen "Your Town! Your Neighbor! Your Newspaper!"[53][53] Zu deutsch: Deine Stadt! Dein Nachbar! Deine Zeitung! 'Deine Stadt'? Das finde ich in einem Motel mit lauter Durchreisenden schon leicht fehl am Platze. 'Dein Nachbar'? Was interessiert mich, ob der gestern Bohnen mit Speck gekocht hat oder - wie fast alle Amerikaner - bei McDonalds war? 'Deine Zeitung'? Einen interessanten Leserbrief habe ich immerhin gefunden, denn der ließ darauf schließen, dass vor kurzem ein Junge von einem Bär verprügelt worden war. Mensch, das wäre doch ein Bild gewesen, aber Dirk wirkt immer so abschreckend auf die Tierwelt.
Als Erstes wollten wir das aus drei[54][54] Eine ist uns halt nicht genug. Höhlen bestehende Tropfsteinhöhlensystem Timpanogos besuchen,
Helictites bzw. Excentriques wachsen in alle Richtungen.
Erschreckend war allerdings, dass wir nach der einstündigen Führung auf dem Weg nach unten einer Amerikanerin begegneten, die wir schon auf dem Weg nach oben überholt hatten. Die wird es nicht in 90 Minuten zu den Höhlen geschafft haben.
Weiter ging es an den großen Salzsee, in dem wir baden wollten. Die Badestelle, die wir uns ausgesucht war, war fantastisch: Millionen Fliegen können nicht irren, und wenn ich von Millionen spreche, dann ist das eine große Untertreibung. Direkt am Wasser saßen die kleinen Dinger dicht an dicht auf dem Boden und bei jedem unserer Schritte stoben sie in einer großen Wolke um uns herum auf. Ich habe nie so viel Insekten auf einen Haufen gesehen. Ein gut bevölkerter Bienenstock ist leer dagegen. Beim durchaus ekligen Durchwaten der Plagegeister hatte ich nur zwei Wünsche: Hoffentlich sind die Fliegen keine Mücken, und hoffentlich wissen das die Fliegen auch. Das Baden selbst war eine Enttäuschung: Auch nach langer Wanderung in Richtung Mitte ging mir das Wasser noch nicht mal bis zum Knie.
Daraufhin brachen wir die Aktion ab und widmeten uns einem weiteren Superlativ[58][58] In Amerika ist schließlich alles ein wenig größer.. Auch hier waren Menschen dabei, die Umgebung aktiv zu verändern, diesmal aber in viel größerem Maßstab als bei den vorherigen Ausgrabungen: Wir besuchten die größte Kupfermine der Welt. Es war auch sehr beeindruckend, in den riesigen Tagebau hinunterzuschauen. Wo sich früher ein Berg erhob,
Westlich von Salt Lake City liegt die größte Kupfermine der Welt. Früher befand sich dort ein Berg.
Donnerstag (30. Juli)
Heute besichtigten wir Salt Lake City oder genauer Mormonen-City, denn im wesentlich haben wir uns nur im Tempelbezirk herumgetrieben. Dort parkten wir morgens unser Auto zum Preis von drei Dollar für die erste, fünf Dollar für die zweite Stunde (zusammen also schon acht). Allerdings lag das Limit bei zwölf Dollar, was uns finanzierbar schien. Als wir dann abends wieder aufbrachen, wollte niemand Geld von uns, was uns natürlich entgegenkam.
Von dort machten wir uns zum Capitol auf, wobei wir am im Jahre 2000 neu erbauten Convention Center vorbeikamen, was wir natürlich mitnehmen mussten. Mit 21.000 Sitzplätzen beherbergt es den größten religiös genutzten Zuhörerraum, der sich innerhalb eines Gebäudes befindet.
Kennt man ein Capitol, kennt man alle.
Dann ging es wieder zurück zum Tempelbezirk, wo wir den Rest des Tages verbrachten, da es so viel zu sehen und erfahren gab. Die Mormonen[60][60] Eigentlich: Anhänger der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. wurden 1830 im Bundesstaat New York von Joseph Smith gegründet. Dem war ein Engel erschienen, der ihm das Buch Mormon, das nach seiner Meinung dritte Standbein der Bibel nach Altem und Neuem Testament, zur Übersetzung gab. Später nahm der Engel das Buch und alle Beweise wieder mit, so dass es alleine vom Vertrauen in Smith und drei Zeugen abhängt, ob man die Geschichte glaubt. Die Mormonen wurden Mitte des 19. Jahrhunderts unter anderem wegen der praktizierten Vielehe von anderen Glaubensgemeinschaften verfolgt und mussten sich des Öfteren eine neue Bleibe suchen, bis sie von Brigham Young nach Utah geführt wurden und dort Salt Lake City gründeten.[61][61] 1890 wurden wieder die Monotonie, äh … Monogamie eingeführt.
Während des ganzen Tages sprachen uns immer wieder junge Frauen an, was ja auch nicht gerade unangenehm ist, und boten uns ihre Dienste an.[62][62] Nein, nicht solche Dienste! So bekamen wir an verschiedenen Stellen kostenlose Führungen und lauschten einem
Der Mormon Tabernacle Choir singt für uns.
Aufgrund unserer guten Beziehungen durften wir abends an einer Probe des weltberühmten Mormon Tabernacle Choir teilnehmen.[63][63] Ok, vielleicht lag es auch daran, dass es sich um die wöchentliche öffentliche Probe handelte. Ich habe ursprünglich gedacht, dass es sich dabei eher um eine Schauprobe handelt, bei der ganze Stücke durchgesungen werden, aber leider stellte es sich als richtige Übestunde heraus, bei der meist nach wenigen Takten wieder abgebrochen wurde. Dadurch konnte man die Musik nicht wirklich genießen, und wir zogen nach der halben Zeit von Dannen.
Freitag (31. Juli)
Jetzt habe ich es raus! Früher dachte ich, beim Fliegen ist alles gut organisiert und nur zufällig mir passiert immer irgendetwas Unvorhergesehenes. Mittlerweile weiß es ich es besser: Es ist der Normalfall, dass es nicht normal verläuft. Beim selbstständigen Einchecken wurden wir darauf hingewiesen, wie schön es doch wäre, wenn wir einen anderen Flug nähmen.[64][64] Nachtigall, ich hör' dir trapsen. Nebenbei erfuhren wir auch, dass unser 'Direktflug' nach London in New York Station machen würde, wo wir die Flugzeuge wechseln mussten. Unsere Bemühungen am Automaten scheiterten natürlich, so dass wir eine Angestellte herbei winkten, die uns Deppen gelangweilt zeigte, wie es richtig geht - und ebenfalls scheiterte. Also mussten wir zum Schalter, wo sich insgesamt vier Leute daran versuchten, uns Sitzplätze für den zweiten und dritten Flugabschnitt zuzuweisen. Wir wurden schließlich auf den Schalter am Gate vertröstet, der uns wiederum an den Schalter in New York verwies.[65][65] Motto: Arbeitsvermeidung durch Delegieren. Hatten wir eventuell nur Stehplätze über den Atlantik gebucht?
In New York eilten wir also zum Gate und bekamen dort immerhin noch Plätze für die Reise über den Atlantik. In London müssten wir erneut am Gate nachfragen. Das beruhigte uns nicht sehr, da wir in Heathrow nur wenig Zeit haben würden. Das wurde auch nicht besser durch die eine Stunde, die wir dort neben dem Rollfeld warteten, bis unser Flieger endlich an der Reihe war, abheben zu dürfen. Dabei wurde mir die Diskrepanz zwischen Reisezeit und Flugzeit eklatant bewusst: Wir waren insgesamt ca. 20 Stunden unterwegs, haben davon aber nur etwa zwölf Stunden wirklich in der Luft verbracht.
Einen Teil der Verspätung holten wir wieder ein, aber die Wetten standen dagegen, dass wir unseren Anschlussflug bekommen würden, denn wir mussten auch noch das Terminal wechseln. In London mogelten wir uns an den
Mein Friedensangebot an alle Fluggesellschaften: Ich schenke euch auch in Zukunft wieder mein Vertrauen, und ihr bemüht euch dafür, meinen Transport und den meines Gepäcks zu meiner Zufriedenheit durchzuführen. Als Zeichen dafür soll der Regenbogen stehen.
Samstag (1.8.)
Wir kommen zu Hause an.
Sonntag (2.8.)
Dirks Gepäck kommt zu Hause an.[66][66] Klar, dass wir nicht gleichzeitig unser Ziel erreichen: Wir waren ja auch wieder mit Delta unterwegs - so wie auch schon in Peru, als unser Gepäck nicht mit uns reiste (vgl. Peru 2005).
Montag (3.8.)
Mein Gepäck soll zu Hause ankommen.
Dienstag (4.8.)
Nichts passiert.
Mittwoch (5.8.)
Ich erfahre auf Nachfrage, dass ich mein Gepäck gestern persönlich entgegen genommen habe. Das war mir neu, und eigentlich neige ich nicht zu so großer Vergesslichkeit - zumindest nicht so weit ich mich erinnern kann. Etwas später kam der Rückruf, dass mein Koffer bald gebracht werde, und - was wohl am überraschendsten ist - eine Stunde später konnte ich ihn tatsächlich in Empfang nehmen.